Rom – Die zwölfteilige Krimiserie "Gomorrha" war im vergangenen Jahr ein Riesenerfolg. Jetzt planen der Bezahlsender Sky und die Filmproduktionsgesellschaft Cattleya eine zweite Staffel, stoßen jedoch auf zunehmende Probleme. Der Grund: Die Bürgermeister der Gemeinden rund um Neapel verweigern ihre Genehmigungen für die Dreharbeiten.

"Weg von hier", lautet der Slogan mehrerer Gemeinden im Hinterland Neapels, mit denen die Serienproduzenten Kontakte für die Dreharbeiten aufgenommen haben. Die Kommunen befürchten Imageschäden durch die neue Staffel, die ganz in der süditalienischen Region Kampanien mit lokalen Schauspielern gedreht werden soll.

"Ich würde meinem Sohn nie erlauben, 'Gomorrha' im Fernsehen zu sehen, weil die Serie negative Figuren verherrlicht. Wir wissen, dass in unserer Region die Camorra verankert ist, es gibt aber auch viele ehrliche Menschen, die Respekt verdienen. Ich will nicht, dass unsere Stadt mit 'Gomorrha' in Verbindung gebracht wird", betonte der Bürgermeister des Neapel-Vorortes Giugliano, Antonio Poziello, laut der Tageszeitung "La Repubblica".

"Ich bin für die Meinungsfreiheit, doch ich will nicht eine Serie unterstützen, die negative Beispiele in den Vordergrund stellt", kommentierte der Bürgermeister der Camorra-Hochburg Afragola, Domenico Tuccillo. Die Position der Bürgermeister löste Kritik seitens des Schriftstellers Roberto Saviano aus, auf dessen Bestseller "Gomorrha" die TV-Serie basiert. Saviano warnte vor der Illusion, dass die Camorra verschwinde, indem man nicht darüber spreche. "Im Schatten und im Schweigen gedeiht das kriminelle Italien, während wir uns sagen, dass man nicht schlecht von Italien und den Italienern sprechen darf", so Saviano.

Die erste Staffel der Serie "Gomorrha" hatte europaweit großen Erfolg und wurde von Kritikern als beste in Italien gedrehte TV-Serie gefeiert. Das Filmmagazin "Variety" bezeichnete "Gomorrha" dank der Qualität des Drehbuchs und der Szenen als "italienische Antwort" auf (ie US-Krimiserie "The Wire". Die meisten Szenen wurden in Casal di Principe und Scampia bei Neapel aufgenommen, zwei Hochburgen der Camorra. Mit dem Thema und Savianos Buchvorlage hat sich auch Matteo Garrone in seinem gleichnamigen Kinofilm auseinandergesetzt, der 2008 in Cannes ausgezeichnet wurde.

Die Serie befasst sich mit der organisierten Kriminalität in Neapel und wird aus der Sicht des 30-jährigen Ciro erzählt – der rechten Hand des "Paten" Pietro Savastano. Das zwölfteilige Format, eine Insiderstory über die brutale, neapolitanische Verbrechensorganisation Camorra, wurde vom italienischen Regisseur Stefano Sollima gedreht. (APA, 18.9.2015)