Neos-Wien-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger im STANDARD-Chat.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Knapp vor den Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien sorgt ein "Inseratenbonus", den die Neos zahlreichen Medien angeboten haben, für gehöriges Aufsehen. Konkret bieten die Neos Oberösterreich einen 30-Prozent-Bonus an, wenn sie am 27. September den Einzug in den Gemeinderat schaffen. Soll heißen: Bei einem erfolgreichen Wahlkampf können Medien finanziell partizipieren und erhalten für Neos-Werbeeinschaltungen nachträglich mehr Geld. Zunächst wollen die Neos aber nur 60 Prozent des Anzeigenpreises zahlen, wie die "Bezirksrundschau" berichtete.

Auch die Wiener Neos haben nach STANDARD-Informationen einigen Medien "Prämien", jedoch keine Überzahlungen in Aussicht gestellt. Dem Sender ATV wurde ein Volumen von 50.000 Euro angeboten. Die gesamte Summe würde – als Listenpreis für Werbeeinschaltungen, ohne Abzüge von Rabatten – nur dann bezahlt werden, wenn die Partei bei der Wahl zehn Prozent schafft.

ATV lehnte ab

Bei weniger als sieben Prozent würde für die gleiche Anzahl von Werbespots nur 50 Prozent der Summe fließen. ATV lehnte ab. "Den erfolgsgebundenen Preisvorschlag einer Partei anzunehmen widerspricht unserer Unabhängigkeit zutiefst. Wer so ein unmoralisches Angebot annimmt, ist als Medium nicht ernstzunehmen", sagte ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger.

Puls 4 hat laut Neos-Wien-Wahlkampfleiter Peter Puller eine "Risikovereinbarung" unterschrieben, die je nach Wahlerfolg der Neos mehr Geld für Einschaltungen bringt. "Selbstverständlich haben die Rabattgestaltungen und Zahlungsziele et cetera keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung von Puls 4", teilte der Sender mit, der einen exklusiven Vertrag zurückwies.

Die grüne Nationalratsabgeordnete Gabriela Moser sieht in den Inseratenprämien der Neos für Wahlerfolge einen "ausgewachsenen Skandal".

Rückzug aus Parlament

Im STANDARD-Chat hatte Beate Meinl-Reisinger, Neos-Spitzenkandidatin für die Wien-Wahl, am Donnerstag noch die Stadt Wien wegen ihrer Inseratenpolitik und der "exorbitanten" Werbeausgaben kritisiert. Sie forderte eine Halbierung der Werbemittel.

Ihren Job als Nationalratsabgeordnete will sie an den Nagel hängen, sollte die Partei den Einzug in den Gemeinderat schaffen: "Wenn ich antrete, um für die Wienerinnen und Wiener zu arbeiten, kann ich nicht (wie Heinz-Christian Strache) auf meinem Nationalratssessel picken bleiben."

Zu Koalitionspräferenzen wollte sie sich nicht äußern, sondern sagte nur, dass eine Koalition mit der FPÖ nicht infrage käme. Von User "Grinch" wurde sie nach der umstrittenen Forderung der Wasserprivatisierung gefragt. Meinl-Reisingers Antwort: "Wollten wir nie, wollen es auch weiter nicht. Wieso auch?" (David Krutzler, Rosa Winkler-Hermaden, 17.9.2015)