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Hamilton: "Ich glaube, ich nähere mich so etwas wie einem Meilenstein in meiner Karriere".

Foto: APA/EPA/Azubel

Singapur – So wie sich der Smog, der in den vergangenen Tagen dicht auf dem Stadtstaat lagerte, verflüchtigt hat, so sollen am Sonntag im Grand Prix von Singapur nach Lewis Hamiltons Willen auch die letzten Zweifel an seiner erfolgreichen Titelverteidigung ausgeräumt werden. Gelingt dem 30-jährigen Briten die Wiederholung des Vorjahreserfolges, der achte Triumph in dieser Saison, dürfte Teamkollege Nico Rosberg angesichts von im besten Fall 60 Zählern Rückstand vor den dann noch verbleibenden sechs Rennen wohl oder übel resignieren.

Hamilton hat aber noch einen weiteren Antrieb für das Nachtrennen. Mit einem weiteren Erfolg auf dem Marina Bay Street Circuit könnte er sein Vorbild Ayrton Senna einholen. Der 1994 in Imola tödlich verunglückte Brasilianer, dreimaliger Weltmeister, gewann 41 Große Preise – bei 161 Starts. "Seit ich ein Kind bin, wollte ich das erreichen, was Ayrton geschafft hat. Es wird sicherlich sehr emotional werden, wenn ich dieses Ziel erreiche", sagte Hamilton vor seinem – so ein Zufall aber auch – 161. Rennen.

Illustre Gesellschaft

Hamilton hat bisher rund jedes vierte Rennen seiner Karriere gewonnen. Der diesbezüglich erfolgreichste aktive Fahrer ist der deutsche Vierfachweltmeister Sebastian Vettel, der in Singapur ab 2011 drei Mal en suite siegte und in der Liste der nach Renntriumphen effektivsten Formel-1-Piloten mit 41 aus 151 an fünfter Stelle liegt – hinter dem uneinholbaren Juan Manuel Fangio (24 aus 51), Alberto Ascari, Jim Clark und Rekordsieger Michael Schumacher, der 91 seiner 306 Rennen erfolgreich einer Erledigung zuführen konnte.

Am Sonntag strebt Vettel im Ferrari zumindest den neunten Podestplatz dieser Saison an. Der dritte Sieg wird eher außer Reichweite sein, zumal auch Rosberg nach seinem Motorschaden in Monza auf die neueste Evolutionsstufe des Motors von Mercedes zurückgreifen kann.

Highlight

Erst seit 2008 rast die Formel 1 durch die Hochhausschluchten von Singapur, dennoch gilt das Rennen bereits als Klassiker. Für Hamilton ist es "ein Highlight des Jahres", für Rosberg und Vettel zählt es zu ihren "Lieblingsrennen". Dennoch ist es nicht nur geografisch ein großer Schritt von Monza, wo sich der Zirkus für dieses Jahr aus Europa verabschiedet hatte, nach Südostasien. Vor zwei Wochen hatten tausende enthusiastische Tifosi ihre Stars gefeiert. In Singapur geht es vergleichsweise nüchtern zu.

Weshalb die Fahrer auch für die finanziell gefährdeten europäischen Klassiker auf die Barrikaden steigen. "Wenn wir das hier aus beschissenen Geldgründen aus dem Kalender streichen, reißen wir uns unsere Herzen heraus", hatte Vettel angesichts des drohenden Aus für Monza gesagt.

Nach dem Ausfall des GP von Deutschland – von einem fehlenden Rennen in Frankreich ganz zu schweigen – droht sich die Formel 1 gänzlich von ihren Wurzeln abzuscheiden. Denn auch wenn sich im Fall Monza sogar Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi darum müht, Promoter Bernie Ecclestone und den Zirkus im Land zu halten, sind die Veränderungen nicht aufzuhalten. Aserbaidschan hat sich für 2016 bereits einen Großen Preis gesichert, kurioserweise jenen von Europa. Und Katar wirbt mit Unsummen für einen dritten Lauf in der Golfregion nach Bahrain und Abu Dhabi. Da kann Singapur leicht ein Klassiker sein. (sid, lü, 17.9.2015)