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Michael Ikrath verlässt den Sparkassenverband in Richtung Brüssel – offiziell im guten Einvernehmen. Hinter den Kulissen aber hat es größere Spannungen und Konflikte gegeben.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Wachablöse im Österreichischen Sparkassenverband: Bei einer außerordentlichen Sitzung des Vorstandsausschusses an diesem Donnerstag wird Generalsekretär Michael Ikrath seine Funktion per Jahresende zurücklegen. Erste-Group-Generalsekretär Franz Portisch soll als Nachfolger bestellt werden. Ikrath, seit 2004 im Amt und von 2003 bis 2013 VP-Nationalratsabgeordneter, scheidet vorzeitig aus, sein Vertrag wurde erst im Vorjahr bis 2019 verlängert. Sparkassenpräsident Gerhard Fabisch bestätigt den geplanten Abgang, will der Nachbesetzung aber nicht vorgreifen.

Im Gespräch mit dem STANDARD begründet Ikrath seine Entscheidung mit dem neuen Amt als Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses in Brüssel, für das ihn die Regierung nominiert hat und das er mit Oktoberbeginn antreten wird. Der Ausschuss ist ein beratendes Organ der EU-Institutionen. Zudem verweist der 62-Jährige auf die zahlreichen großen Themen, die nun abgeschlossen seien und nennt unter anderem den neuen Haftungsverbund, die Vorbereitung der Sparkassen auf die Digitalisierung und andere Marktänderungen sowie die neuen Entscheidungsstrukturen als Beispiel.

Harte Auseinandersetzungen

Dass der Rücktritt aufgrund von Differenzen mit Granden des Verbands, insbesondere mit dem Präsidenten erfolge, weisen Ikrath wie Fabisch zurück. Auch dass ihn Erste-Group-Chef und Vertrauter Andreas Treichl letztlich fallengelassen habe, entbehre jeder Grundlage. Keinen Hehl macht der scheidende Generalsekretär daraus, dass es in Sektorfragen immer wieder harte Auseinandersetzungen gegeben habe, die auch zu "Blessuren" geführt hätten.

Auf diese Konflikte führt Ikrath zurück, dass Spesenabrechnungen und Beraterverträge moniert werden. Für Unmut im Verband sollen steigende Reisekosten mit Unterkunft in Luxushotels gesorgt haben. Herbergen wie das Gramercy Park in New York, das Hay-Adams in Washington oder das Dukes St. James in London verursachten Kosten von bis zu 15.000 Euro je Dienstreise für zwei Personen. Was Ikrath unter anderem mit den hohen Hoteltarifen, insbesondere rund um die Weltbanktagung, begründet. Außerdem seien alle Abrechnungen budgetiert und geprüft worden, "die Sparkassen haben ein wachsames Auge", versichert Fabisch.

Beraterverträge

Was im Sektor ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt, ist das Engagement einer früheren Mitarbeiterin des Verbands als Beraterin der Europäischen Sparkassenvereinigung. Für die Vorbereitung des Weltsparkassentags kommende Woche in Washington soll ein Honorar von 90.000 Euro vereinbart worden sein. Und: Der österreichische Verband habe dafür einen Sonderbeitrag zugesagt.

Mittlerweile soll diese Vereinbarung aufgelöst worden sein. Ikrath beteuert, dass die frühere Mitarbeiterin von den europäischen Kollegen wegen der guten Abwicklung des Weltsparkassentages im Vorjahr engagiert worden sei. Das Kursieren derartiger Informationen führt er auf vergangene Auseinandersetzungen zurück. Sein Kommentar dazu: "Viel Feind, viel Ehr." Auf seine neue Tätigkeit freut sich Ikrath schon: Es sei eine Chance, sich noch einmal auf europäischer Ebene zu engagieren, meint der Ex-Mandatar. (as, 15.9.2015)