Michael Bauer.

Foto: privat

Wien – Vor etwas mehr als einem Jahr suchte DER STANDARD eine Nachbesetzung im Bereich Datenjournalismus. Wir stießen bald auf den Namen Michael Bauer. Er hatte einen hervorragenden Ruf. "Überqualifiziert", hieß es sogar. Ein Blick auf seinen Lebenslauf ließ einen tatsächlich staunen: Michael hatte an der Medizinischen Universität Wien promoviert und seinen Post-Doc in Boston, USA, gemacht.

Netzpolitischer Pionier

Neben seiner medizinischen Ausbildung eignete er sich enorm viel Erfahrungen im Umgang mit Daten an. Er war seit Jahren in vielen netzpolitischen Initiativen engagiert, war Mitbegründer von "Funkfeuer" und "Metalab", und hielt in Österreich, den USA, Afrika und Lateinamerika Vorträge und Kurse für Studierende und Journalisten, um sie für die Darstellung von Datenmaterial zu begeistern. Kurz: Er war genau der, den wir brauchten.

Michael meisterte binnen kurzer Zeit komplexe Problemstellungen wie Wahlgrafiken, die wir jahrelang für unmöglich gehalten hatten. Er war stets bestrebt, seine Skills zu verbessern, Neues auszuprobieren.

Ruhe und Innovationsdrang

Das galt auch für den sportlichen Bereich. Er trainierte gezielt für die Herausforderung des Halbmarathons in der Wachau, wo sein Herz aussetzte. Viel zu früh, nach nur 35 Jahren. Neben seiner digitalen Expertise zeichnete Michael vor allem eines aus: Er war ein unglaublich netter und hilfsbereiter Mensch. Seine auch in Stresszeiten stets ruhige Art und sein Drang nach Innovation wurden von den Kollegen sehr geschätzt.

Zudem hatte er einen sehr guten trockenen Schmäh. Lob war ihm eher unangenehm, im Mittelpunkt stand er nicht gerne. Deshalb abschließend nur noch kurz: Lieber Michael, Du fehlst! (Rainer Schüller, 15.9.2015)