Tierisches Speed-Dating mit Folgen: Können sich weibliche Zebrafinken ihre Partner aussuchen, wirkt sich das höchst positiv auf das Sexualleben und die gemeinsame Nachkommenschaft aus.

Foto: Felix Brandl / Max-Planck-Institut für Ornithologie

Seewiesen/Wien – Wenn es um den Partner fürs Leben geht, sind Menschen in modernen Gesellschaften höchst wählerisch – sehr zur Freude von Online-Vermittlungsagenturen. Bis jene Person gefunden ist, mit der man Kinder haben will, können Jahre vergehen – mit unnötigen Flirts, peinlichen Affären und demütigenden Zurückweisungen. Und nicht wenige finden ihren Lebensmenschen nie.

Aus streng evolutionärer Perspektive betrachtet, scheint die Liebe eine fragwürdige Errungenschaft: Warum der ganze Aufwand, statt einfach hinzugehen und sich zu vermehren? Oder gibt es bei einer strengen Kosten-Nutzen-Rechnung doch gute Gründe, warum wir uns das alles im Namen der Liebe antun?

Da Experimente mit Menschen nicht ganz einfach durchzuführen sind und von Ethikkommissionen vermutlich auch nicht bewilligt würden, muss sich die Forschung ans Tier halten – im konkreten Fall an Zebrafinken. Die eignen sich insofern gut für solche Fragen, weil sie so wie der Mensch monogam sind und sich gemeinsam um die Aufzucht kümmern. Zudem ist die Partnerwahl individuell: Weibchen halten nicht die gleichen Männchen für attraktiv.

Biologen um Malika Ihle (Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Seewiesen) haben für ihre Studie im Fachblatt "PLoS Biology" eine der jüngsten Errungenschaften menschlicher Verpaarung bei den Vögeln angewendet: Sie verkuppelten insgesamt 160 Tiere mittels Speed-Dating, jeweils in Gruppen von 20 Weibchen, die zwischen 20 Männchen wählen konnten.

Paarung mit und ohne Zwang

Hatten sich die Pärchen erst einmal gefunden, durfte eine Hälfte der Zebrafinkenpaare glücklich zusammenbleiben. Die andere Hälfte der Paare wurde getrennt und dann mit anderen Tieren verpaart, die ebenfalls aus einer getrennten Beziehung kamen. Danach wurden sowohl die verliebten wie auch die erzwungenen Paare in je einen Käfig gesteckt, wo sie sich dann ausführlicher miteinander beschäftigen konnten.

Das wurde von den Forschern beobachtet, die vor allem interessierte, ob sich bei der Paarung und der Aufzucht der Jungvögel Unterschiede zwischen den jeweiligen Paaren zeigten. Zwar fiel das Liebeswerben der Tiere gleich aus, doch bei der Kopulation kamen die unfreiwilligen Partner weniger oft zum Zug. Später gingen diese dafür öfter fremd.

Besonders drastisch waren aber die Unterschiede bei der Nachwuchspflege: Bei den "Liebespaaren" überlebten insgesamt 37 Prozent mehr Küken wegen liebevollerer Brutpflege. (Klaus Taschwer, 15.9.2015)