Kiew – Rückschlag für die Waffenruhe: Im Kriegsgebiet Donbass sind bei den ersten Verstößen gegen die Feuerpause seit Tagen mindestens zwei ukrainische Regierungssoldaten getötet worden. Zwei weitere Militärangehörige seien verletzt worden, ein Soldat gelte als vermisst, teilte Präsidialamtssprecher Andrej Lyssenko am Montag in Kiew mit.

Die prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk warfen der Armee ebenfalls Angriffe vor. Die Feuerpause – der Kern des Minsker Friedensplans vom Februar – gilt seit 1. September. Nach Darstellung der Konfliktparteien ist die Lage seitdem stabiler geworden, doch berichten beide Seiten immer wieder von vereinzeltem Beschuss.

Neben der Waffenruhe sollen als weiterer Friedensschritt schwere Waffen von der Front abgezogen werden. Dadurch soll eine entmilitarisierte Zone entstehen. Die Ukraine habe inzwischen sämtliche Panzer zurückgezogen, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Bei neuen Angriffen der Separatisten könnten diese aber schnell wieder in Position gebracht werden, hieß es.

Angesichts der weiterhin brüchigen Ruhe in der Ostukraine bekräftigte Präsident Petro Poroschenko in Kiew seine Forderung nach westlichen Waffenlieferungen. Es gehe darum, "einen wirksamen Mechanismus der Abschreckung aufzubauen", erklärte er in der Zeitung "Die Welt".

Die prowestliche Führung in Kiew sieht Russland als "Aggressor" in dem blutigen Konflikt, in dem seit April 2014 nach UN-Angaben rund 8000 Menschen getötet wurden. "Wir kämpfen im Moment mit den Waffen des 20. Jahrhunderts gegen die Waffen des 21. Jahrhunderts. Und Russlands Militäretat ist 30 bis 45 Mal größer als unserer", sagte Poroschenko.

Deutschland und weitere westliche Staaten lehnen Waffenlieferungen in die Ex-Sowjetrepublik ab. Allerdings hat Kiew bereits aus dem Westen sogenannte nicht-tödliche Militärgüter erhalten, darunter ungepanzerte Humvee-Geländefahrzeuge.

Die Europäische Union verlängerte wegen des schweren Konflikts ihre Sanktionen gegen Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin und Angehörige der prorussischen Separatisten im Donbass. Damit dürfen 149 Menschen bis zum 15. März 2016 nicht in EU-Staaten reisen. Den Betroffenen wird vorgeworfen, die Ukraine-Krise angeheizt zu haben. Die EU hat mehrere Arten von Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt. (APA, 14.9.2015)