An der Grenze Salzburg-Freilassing werden auch Linienbusse streng kontrolliert.

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Salzburg – Die zwei Fahrspuren der Münchner Bundesstraße von der Stadt Salzburg ins benachbarte Freilassing sind direkt an der Staatsgrenze auf der Saalachbrücke mit orange-weißen Markierungskegeln auf eine verengt. Zwei deutsche Polizisten in gelben Warnwesten kontrollieren jedes Fahrzeug genau. Dazwischen tummeln sich Kamerateams deutscher Fernsehstationen im Wettlauf um die besten Bilder.

Viele Pkws werden mit der Verkehrskelle gestoppt. Das Muster ist offensichtlich: Vor allem Kastenwägen, Mini-Vans mit abgedunkelten Scheiben, Autos mit osteuropäischen Kennzeichen werden angehalten. Auch der Linienbus Nummer 24 von der Landeshauptstadt ins benachbarte Bayern muss stehen bleiben. Ein Beamter steigt ein und lässt sich von den Fahrgästen die Ausweise zeigen. Erst nach einigen Minuten geht es weiter.

Wer Montag von Salzburg nach Freilassing wollte oder musste, brauchte jedenfalls viel Geduld. Der Stau an der für die meisten längst in Vergessenheit geratene Grenze reichte auf Salzburger Seite bis zur Westautobahn zurück. Zeitverlust rund eine Stunde.

Auf deutschem Staatsgebiet

Noch dramatischer die Situation am großen Walserberg, dem Autobahngrenzübergang nach Bayern, wo die Westautobahn und die Tauernautobahn aufeinandertreffen. Hier erreichte der Stau Dimensionen wie zu den besten Reisezeiten vor Aufhebung der Grenzkontrollen. Auf der Tauernautobahn stauten sich der Berufsverkehr und die Nachzügler des Urlauberrückreiseverkehrs bis Hallein, auf der dreispurigen Westautobahn mehr als sieben Kilometer bis Salzburg-Mitte. Zeitverlust: eineinhalb Stunden.

Kontrolliert wurde allerdings nicht direkt an der Grenze, sondern auf einem sonst für Lkw-Kontrollen und für Schleierfahndungen eingerichteten Parkplatz bei der Autobahnabfahrt Bad Reichenhall auf deutschem Staatsgebiet.

Mit 20 Kilometern noch länger war der Rückstau im oberösterreichischen Suben. Hier, auf der deutschen A3, seien bis Montagnachmittag auch 30 Schlepper festgenommen und 100 Flüchtlinge aufgegriffen worden. Indes klagt die Wirtschaftskammer bereits über die Folgen der Kontrollen. Die Spediteure würden durch die Staus Verluste in Millionenhöhe erleiden.

Weit und breit kein Wachorgan

Ein STANDARD-Lokalaugenschein Montagmittag zeigte freilich auch, dass nicht alle Grenzübergänge von den deutschen Behörden derart penibel kontrolliert werden, wie die Bundesstraße nach Freilassing oder die Autobahngrenze. Die Möglichkeit des Grenzübertrittes über das Saalach-Kraftwerk in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bundesstraße mag nur Einheimischen bekannt sein; wer aber, um dem Stau auf der Autobahn auszuweichen, die Route über den kleinen Walserberg auf der Bundesstraße parallel zur Autobahn wählte, erlebte Montagvormittag eine Überraschung. Hier war weit und breit kein deutsches Wachorgan zu sehen. Und besonders geheim war die Route auch nicht: Der Ö3-Verkehrsdienst hatte sie ausdrücklich empfohlen. (Thomas Neuhold, 14.9.2015)