Feldkirch – Der Zufall hat Dietmar Nigsch, Gründer des Projekttheaters Vorarlberg, vor zwanzig Jahren in die Johanniterkirche geführt. Drei Stunden habe er im archaischen Raum gesessen, die Atmosphäre aus Sakralraum und archäologischer Stätte auf sich wirken lassen, erzählt der Schauspieler und Theatermacher: "Danach stand für mich fest: Die Kirche muss ich haben, da muss Theater gespielt werden."

Wider Erwarten war die Diözese Feldkirch sofort kooperativ. Nigsch spielte in der jahrelang ungenutzten Kirche "Ich, ein Jud – die Verteidigungsrede des Judas" von Walter Jens. Seither wird die Kirche, deren Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurückreichen, als Kunstraum genutzt.

Bestie Mensch

Das Jubiläum "20 Jahre Kunst in der Johanniterkirche" begeht das Projekttheater mit der österreichischen Erstaufführung von "Foxfinder", einem preisgekrönten Stück der britischen Dramatikerin Dawn King.

Düster und kalt wie der archaische Kirchenraum mutet auch dieses Stück an. Die Autorin siedelt ihre Parabel auf einen totalitären Staat in einer verregneten ländlichen Landschaft an. Die Protagonisten, eine Bauernfamilie, geraten durch den Dauerregen und die daraus resultierende Missernte noch tiefer in den Morast. Ein Kind stirbt, Bestien treiben ihr Unwesen, doch es nicht der Fuchs, der die Menschen ins Elend treibt. Angst und Verrat zerstören die Gesellschaft.

Kunstraum Theater

Susanne Lietzow inszeniert das verstörende Spiel um Überwachung, Kontrolle, Wahnsinn. Marie Luise Lichtenthal ergänzt den Kirchenraum um eine geheimnisvolle Teichlandschaft und großflächige Fahnen und Gemälde von Markus Orsini-Rosenberg. Es spielen Maria Hofstätter, Martina Spitzer, Marc Fischer und Rafael Schuchter.

Tagsüber wird die Kirche mit den Werken Orsini-Rosenbergs und einer Klanginstallation von Gilbert Handler zum Ausstellungsraum. (Jutta Berger, 14.9.2015)