Die Situation im Lager in Röszke sei schlecht, berichten Helferinnen und Helfer.

Gerade in der Nacht treffen viele Personen im Lager Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze ein. "Wir haben einige hochschwangere Frauen hier, die sich am Abend eher über die Grenze trauen. Zum Teil kommen sie mit wehen. Die Ärzte und Ärztinnen versuchen diese zu stoppen", erzählt Sarah Schober. Die Medizinstudentin ist Teil eines Hilfskonvois der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), der sich momentan in Röszke befindet. 22 Personen haben sich mit Medikamenten und Feldbetten im Wert mehrerer tausend Euro am Freitag zu dem ungarischen Lager aufgemacht.

Unter den Helferinnen und Helfern befinden sich vier Ärztinnen und Ärzte des AKH Wien, einige Sanitäterinnen und Sanitäter, sowie mehrere Medizinstudierende im letzten Studienabschnitt. Sie werden voraussichtlich bis Sonntagabend in Röszke bleiben und dort in Absprache mit den Hilfsorganisationen vor Ort Hilfe leisten.

Flöhe und Läuse

Schober erzählt, dass die medizinische Verfassung vieler Flüchtlinge katastrophal sei. "Die Ärztinnen und Ärzte versorgen mehr und mehr Kinder mit Flöhen und Läusen, außerdem spitzt sich die Zahl der Durchfallerkrankungen in den vergangenen Stunden zu", sagt Schober zum STANDARD. Die ankommenden Flüchtlinge seien in schlechter Verfassung. Gerade Kinder seien stark unterkühlt und wären oft "kurz vor dem Erfrieren", sagt Schober. Mit Heizdecken und "Reibung" würden sie die Jüngsten wieder aufwärmen.

Die schwangeren Frauen, die in Röszke ankommen, hätten keinen Platz, um zur Ruhe zu kommen. Es gäbe nicht genug Betten. Die Helfer vor Ort hätten gemeinsam mit den NGOs ein trockenes und warmes Zelt aufgebaut, indem nur Familien untergebracht würden. Zudem sei es sehr schwierig Ambulanzen zu bekommen, die die Schwangeren Frauen in Notfällen ins Krankenhaus bringen.

Wenn doch ein Rettungswägen käme, sei es "absurd", wie mit den Flüchtlingen umgegangen würde: "Sie erhalten keine Infos darüber wohin sie gebracht werden, es werden keine Daten aufgenommen. Wir erhalten keine Informationen mehr über ihren Zustand. Hier werden Familien zerrissen", sagt Schober.

Kaum Sanitäranlagen

Zwischen 20.000 und 40.000 die Flüchtlinge würden in den kommenden Tagen noch erwartet. Das Lager, das auf einem Feld errichtet wurde, sei in einem schlechten Zustand. "Die Situation ist schlimm: Hier sind jede Nacht 3.000 Menschen und mehr. Viele müssen unter freiem Himmel schlafen und es ist wirklich kalt hier", sagt Schober. Es gäbe im ganzen Camp keine Möglichkeit sich zu waschen. Kein warmes Wasser. 30 Toiletten stünden für die vielen Menschen zur Verfügung, die "jenseits von Gut und Böse" seien: "Die Menschen nutzen daher den Raum zwischen den Zelten dafür."

Das Lager sei mittlerweile eine "Müllhalde". Überall würden Fäkalien, Essen, schmutzige Windeln und Gewand herumliegen. "Es fehlt an der zentralen Organisation. Alle versuchen zusammenzuarbeiten, aber es gibt null Unterstützung vom ungarischen Staat", kritisiert die Medizinstudentin. Nicht einmal eine zentrale Essensausgabe sei vorhanden, einzelne Helferinnen und Helfer hätten eine Suppenküche eingerichtet und würden die Flüchtlinge versorgen. (Oona Kroisleitner, 12.9.2015)