Wer hätte damit gerechnet: Roberta Vinci trifft ...

... im Endspiel auf ihre Landsfrau Flavia Pennetta.

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Und Serena weint. Aber nicht vor Freude.

Foto: Reuters/Stapleton

New York – Der Grand Slam 2015 bleibt für Serena Williams ein Traum. Die US-Amerikanerin wurde am Freitag beim Versuch, auch das vierte der größten Tennisturniere in einem Jahr zu gewinnen, beim vorletzten Schritt gestoppt. Die ungesetzte Italienerin Roberta Vinci besiegte die Titelverteidigerin und Weltranglisten-Erste im Halbfinale der US Open in New York mit 2:6,6:4,6:4.

Damit kommt es im Endspiel am Samstag nicht zum Duell der Nummer 1 gegen die Nummer 2, sondern zum Vergleich zweier Außenseiterinnen aus Süditalien, die in Flushing Meadows ihr Grand-Slam-Finaldebüt geben: Die aus Tarent stammende Vinci (WTA-Nummer 43) trifft auf Flavia Pennetta (26), die in Brindisi lebt. Pennetta hatte zuvor die Rumänin Simona Halep 6:1,6:3 besiegt.

Im Match zwischen den zwei Fed-Cup-Gewinnerinnen von 2013 ist Pennetta nach Papierform die Favoritin. Die 33-Jährige ist in der Weltrangliste um 17 Positionen besser klassiert und führt im direkten Vergleich mit 5:4. Das bisher letzte Duell gewann Pennetta im Viertelfinale der US Open 2013 mit 6:4,6:1.

"Bester Moment im Leben"

Doch die Schlagzeilen gehörten am Tag vor der Entscheidung eindeutig der 32-jährigen Vinci. Zwei Viertelfinal-Teilnahmen bei den US Open 2012 und 2013 waren ihre besten Grand-Slam-Resultate gewesen, doch am Freitag schaffte sie die Sensation und besiegte Serena Williams nach zuvor vier Niederlagen erstmals.

Die Gewinnerin von neun Turnieren konnte es kaum fassen. "Ich habe Serena geschlagen – sorry, Leute. In meinem Kopf gehen gerade so viele Sachen vor sich. Das ist der beste Moment in meinem Leben", jubelte Vinci- und wurde von den amerikanischen Fans gefeiert.

Mit einem Break zum 4:3 im dritten Satz hatte sie sich in eine ausgezeichnete Position gebracht, die Abwehr von zwei Breakbällen zum 4:4 und die 5:3-Führung bedeuteten die Vorentscheidung. Ihr letztes Aufschlagspiel gewann Vinci sogar zu Null.

"Den Verstand verloren"

Für Williams gingen großartige Serien zuende. Bei den US Open war sie mit 26 Siegen in Serie unterwegs zu ihrem vierten Titel in Serie, in Grand-Slam-Turnieren war sie 33 Matches unbesiegt. Zweimal hat sie den Karriere Grand Slam geschafft – 2002/03 und 2014/15 – doch der erste "echte" Grand Slam im Damen-Tennis seit Steffi Graf 1988 blieb ihr neuerlich versagt.

Die Enttäuschung war der 33-Jährigen anzusehen. "Ich werde nicht darüber sprechen, wie enttäuschend das ist", sagte Williams. Sie habe aber nie Druck verspürt, gewinnen zu müssen, meinte sie und sagte über ihre Gegnerin: "Sie hat gespielt, als hätte sie den Verstand verloren. Es war das beste Tennis ihres Lebens."

Für Pennetta sind die US Open das Lieblingsturnier unter den Grand-Slam-Bewerben. Sechsmal stand sie bei den vergangenen sieben Teilnahmen im Viertelfinale, am Freitag schaffte sie es gegen die Nummer zwei der Welt erstmals ins Endspiel. "Es ist großartig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit komme", freute sich Pennetta.

Die Gewinnerin von zehn WTA-Turnieren machte das Halbfinale gegen die Paris-Finalistin von 2014 zu einer überraschend einseitigen Angelegenheit. Pennetta schlug in dem nur 59-minütigen Match mehr Winner (23:10), ließ nur drei Breakchancen zu und nahm Halep sechsmal das Service ab. Die Rumänin vermochte im zweiten Satz eine 3:1-Führung nicht zu nützen.

Dritter Titel für Hingis

Im Mixed-Doppel geht der Titel an Martina Hingis und Leander Paes. Das Duo besiegte am Freitag Bethanie Mattek-Sands und Sam Querrey 6:4,3:6,10:7.

Für Hingis und Paes war es bereits der dritte gemeinsame Major-Titel in diesem Jahr nach den Erfolgen bei den Australian Open und in Wimbledon. Hingis hält nun bei insgesamt 19 Grand-Slam-Titeln, ihr 42-jähriger Partner bei 17, neun davon im Mixed.

Im Doppel bietet sich Hingis eine weitere Chance auf einen Erfolg. Mit ihrer Partnerin Sania Mirza (IND) trifft die bald 35-jährige Ostschweizerin am Sonntag auf Casey Dellacqua (AUS) und Jaroslawa Schwedowa (KAZ). (APA; 11.9.2015)