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"Nur in sehr seltenen Fällen kommt es bei Extremsportlern tatsächlich zu einem Herzinfarkt", sagt Sedaghat-Hamedani vom Universitätsklinikum Heidelberg.

Foto: APA/dpa/Arne Dedert

Heidelberg – Bei einem Herzinfarkt sind im Blut sogenannte Biomarker nachweisbar. Der wichtigste ist das Herzprotein Troponin, auf dem alle gängigen Infarkttests beruhen. Kommen Menschen mit Brustschmerzen oder nach einem Kreislaufzusammenbruch in die Klinik und sind die Troponinwerte erhöht, beginnt sofort die Notfallbehandlung. Die Patienten erhalten blutverdünnende Mittel, und über einen Herzkatheter wird nach verschlossenen Herzkranzgefäßen gesucht.

"Diese Behandlung ist lebensrettend, sollte jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn ein Infarkt die wahrscheinlichste Diagnose ist", sagt Benjamin Meder vom Universitätsklinikum Heidelberg. Der Mediziner berichtet davon, dass Extremsportler nach einem Kreislaufzusammenbruch eine solche Behandlung erhalten haben. Seiner Meinung nach unnötigerweise.

Der Kardiologe und sein Team haben über eine Metaanalyse die derzeitige Studienlage zusammengefasst. Sie werteten 45 Einzelstudien statistisch aus und präsentierten die Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Clinical Chemistry". Das Ergebnis: " Nach extremer sportlicher Betätigung sind bei den meisten Menschen die Herzinfarkt-Biomarker erhöht, ohne dass die Personen einen Infarkt haben", sagt Sedaghat-Hamedani aus der Arbeitsgruppe von Benjamin Meder.

Triathlon als Selbsttest

Rund 25 von 1.000 Marathonsportlern müssten nach einem Wettkampf medizinisch versorgt werden. Ein Kreislaufzusammenbruch könne auf Flüssigkeitsmangel oder einfach auf Überlastung beruhen. "Nur in sehr seltenen Fällen kommt es bei Extremsportlern tatsächlich zu einem Herzinfarkt", ergänzt Sedaghat-Hamedani.

Im Juli 2015 machten Meder und zwei seiner Kollegen beim Heidelbergman Heartbreak Triathlon, einem der härtesten Triathlons Deutschlands, die Probe aufs Exempel. Nach dem Rennen bestimmten sie ihre Troponinwerte. Wie erwartet hatte Meder nach 35 Kilometern Radfahren und dem Überwinden von 800 Höhenmetern einen erhöhten Troponinwert, genau wie seine Team-Kollegen nach dem Schwimmen und Laufen.

"Die Werte entsprechen dem, was wir in unserer Metanalyse gefunden haben. Wäre ich nach dem Rennen mit Beschwerden in eine Notaufnahme gekommen, hätte man wohl einen Herzinfarkt vermutet", so Meder. Er empfiehlt seinen Kollegen in den Kliniken daher, bei erhöhten Infarktwerten oder Markern für eine Lungenembolie auch immer eine vorangegangene sportliche Belastung des Patienten mit in Betracht zu ziehen. (red, 11.9.2015)