Im Juli ist der private Konsum in Italien gegenüber dem Vorjahresmonat um mehr als zwei Prozent gestiegen. Das sei der stärkste Anstieg seit vier Jahren, betonte der Gewerbeverband Confcommercio am Donnerstag. Besonders markant ist die Verbesserung beim Absatz von Neuwagen, im autoverrückten Italien ein bewährter Gradmesser für das Konsumentenvertrauen: Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr beträgt 15 Prozent. Überdurchschnittlich war der Aufschwung im Traumsommer 2015 auch bei den Tourismusausgaben.

Das meistverkaufte Automodell war der Fiat Panda. Italien gibt also wieder Gas – wenn auch nur im Kleinwagen. Noch sind die Wachstumsraten bescheiden, aber der Optimismus scheint zurückzukehren: Laut Confcommercio befindet sich das Konsumentenvertrauen auf dem höchsten Stand seit langem. Regierungschef Matteo Renzi versäumte es nicht, die positiven Zahlen zu kommentieren: "Das Konsumwachstum im Juli ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Italien wieder in Schwung kommt."

Der Privatkonsum ist nicht der einzige Indikator, der im Belpaese wieder nach oben zeigt. Eben hat das nationale Statistikamt für das laufende Quartal erneut ein Wirtschaftswachstum prognostiziert: Es wäre bereits das dritte Quartal in Folge, in welchem die italienische Wirtschaft wieder wächst. Die Regierung hat ihre Prognosen für 2015 bereits nach oben korrigiert – von 0,6 auf 0,7 Prozent. 2016 erwartet sie 1,4 Prozent. Auf Trendumkehr deutet auch die Arbeitslosenrate hin: Sie sank im Juli um 0,5 auf 12,0 Prozent. "Die Reformen greifen", jubelte Renzi.

Experten sehen deren Wirksamkeit freilich kritisch: Renzi hat zwar welche angeschoben – Arbeitsmarkt, Bankensektor, Bildungswesen, Verwaltung -, umgesetzt ist aber wenig. Für den Ex-Wirtschaftsminister des Kabinetts Monti, Corrado Passera, ist die Erholung vor allem die Folge des "historisch günstigen Umfelds", also der niedrigen Zinsen und des niedrigen Ölpreises. Kritik auch von Wirtschaftsprofessor Luigi Zingales: "Das Erstaunliche ist nicht, dass Italiens Wirtschaft wieder wächst, sondern wie wenig sie wächst." Die Industrie sei seit der Krise 2008 um ein Viertel eingebrochen, die Kaufkraft auf dem Niveau von 1997. "Bei einer solchen Ausgangslage müsste man eigentlich Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent erwarten", sagt Zingales. (Dominik Straub aus Rom, 11.9.2015)