Die Einkommensdifferenzen zwischen Frauen und Männern werden gerne als eigentlich nicht existent vom Tisch geräumt. Drei Gründe werden für den Gap von rund 24 Prozent angeführt. Erstens: Frauen arbeiten in Branchen mit schlechterer Bezahlung, weil sie eher Wohlfühlstudien absolvieren statt Naturwissenschaften und Technik. Und in der Lehre Friseurin und Einzelhandelsfachfrau wählen statt technische Ausbildungen. Zweitens: Sie arbeiten ja (fast jede Zweite) Teilzeit. Drittens: Sie trauen sich weniger zu, verhandeln schlechter und geben sich mit weniger Geld zugunsten besseren Betriebsklimas zufrieden. Fazit also: Selber schuld.

Ein etwas differenzierterer Blick hinter diese erschlagende Logik ist angebracht und würde sowohl in der Unternehmenskultur als auch in der Gesellschaft zu einem Wandel, der allen dient, führen.Erstens: Jede und jeder soll seinen Talenten, Interessen und Anliegen gemäß in die Arbeitswelt starten. Dazu fehlen aber sowohl grundsätzliche Haltungen (Potenziale entdecken) im Schulsystem als auch Informationen und eine rechtzeitige Begegnung mit möglichst vielen potenziellen Vorbildern. Ein Job, gewählt nur wegen des höheren Einkommens, hat kein nachhaltiges Glücks- und Sinnpotenzial. Zweitens: Teilzeit ist überwiegend der Unvereinbarkeit mit starrer Arbeitszeit und Ortsvorgabe sowie Leistungsbildern der Vergangenheit bei gleichzeitig fehlender In frastruktur geschuldet. Drittens: Warum muss Hauen und Stechen ein Erfolgskriterium in der Firma bleiben? (12.9.2015)