Von Bloggerklischees, Pop-up-Shops und politischen Statements: Rückblick auf Tag 2 der MQ Vienna Fashion Week

Der Abend beginnt mit einem Tröpfeln. Das Wetter zeigt sich rund ums Modezelt von seiner herbstlichen Seite. Im Zelt tut das dem Geschehen keinen Abbruch.

Um 18 Uhr ist das rumänische Label "Concepto" dran. Die Designerinnen Ane und Anda Feher scheinen als Zielgruppe junge Frauen mit Blog und Instagram-Account anzuvisieren, der kommende Sommer bei den Feher-Schwestern gerinnt zum minimalen Klischee in Weiß und Jeansblau: allüberall Lederfransen, Harnische, ärmellosen Westen und Röcke mit Mesh-Einsätzen.

Foto: Thomas Lerch

Dazu weiße Rucksäcke, aus denen Nieten und Pyramidenformen wachsen, an den Füßen Sandalen in Gesundheitsschuh-Optik, fertig der Auftritt der verspäteten Hipster-Parade.

Foto: Thomas Lerch

Aber es soll noch ganz anders kommen. Corina Vladescu aus Bukarest vertraut danach zwar auch auf Weiß. Bei ihr regieren allerdings Rüschen, Spitzen, Volants und Folklore-Blusen mit aufgestickten bunten Blüten.

Foto: Thomas Lerch

Nichts wie raus aus dem Zelt, dem jungen Publikum auf den Fersen, um die Ecke ist der "Bloggers Choice Pop Up Store" aufgepopt. Hier können wie in den Jahren zuvor lokale Designersachen konsumiert werden bis, ja bis der nächste Auftritt folgt.

Foto: Thomas Lerch

Mark Baigent, die exzentrische Hälfte des ehemaligen Modeduos "Mark & Julia", zeigt auf dem Laufsteg ähnliche Dinge wie er sie selbst gerne trägt. Nach den Plateauschuhen der vergangenen Jahre laufen nun schwarze Zipfelhoodies und Overalls und bodenlange Kleider barfuß über den Laufsteg.

Foto: Thomas Lerch

Vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl. Baigent will weg aus der Stadt, bislang habe er ein One Way-Ticket nach Bali gelöst, erklärt er.

Foto: Thomas Lerch

Doch bevor es mit "Ylva", dem Label von Claudia Lecnik, weiter geht...

Foto: Thomas Lerch

... reckt ein Model abschließend das erste politische Statement der Vienna Fashion Week, weiße Buchstaben auf schwarzem Leintuch, am Laufstegende in die Kameras: # Refugees Welcome. Der Designer verzichtet nobel auf den Schlussapplaus, dabei ist das Zelt doch endlich mal gut besetzt.

Foto: Thomas Lerch

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Doch wo stecken eigentlich schon wieder die Mode-Adabeis an diesem Abend? Nicht unbedingt hier, Gratis-Getränke und Glamour gibt’s in ein paar Hundert Meter Luftlinie Entfernung. Zalando eröffnet gerade in der Säulenhalle des Weltmuseums einen, jaja, Pop Up Store. Hier ist auch schon um halb acht was los. Bis in den frühen Morgen, schätzt eine Pressefrau, wird es hier heute gehen.

Ob die Heldinnen der Zalando-Kampagne #nicht altmodisch wohl so lange duchhalten? Hannelore Elsner und Christiane Hörbiger und Mops Loriot sind zumindest schon da, um vom Blitzlichtgewitter der Fotografen abgeschossen zu werden, im Hintergrund die elegante Elfie Semotan, Fotografin der Kampagne.

Foto: rmphotography

Doch zurück ins Zelt, da hat das Publikum mittlerweile wieder gewechselt. Die ärmellosen Pelzjackerln und schwingenden Capes haben ihre Anzugmänner dabei, man schaut sich schließlich die "Pure Couture" von Irina Vitjaz an. Die versetzt für einige Minuten zurück in die goldenen Fünfziger, Motto des Abends: "La Vie En Rose".

Foto: Thomas Lerch

Hier sitzen Ansteckblumen noch da, wo sie hingehören, hier schieben sich in Stoff gegossene Frauenträume über den Laufsteg. Karina Sarkissova eröffnet die Show im schwarzen Kleid auf Zehenspitzen. Ach ja, man wünscht sich fast die Hörbiger hierher. Aber die kauft ja gerade lieber bei Zalando ein. (Anne Feldkamp, 10.9.2015)

>> Tag 1: Kauffeld & Jahn, Rozbora Couture, Artista, Pitour: Von Couture bis flatterhaft

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Foto: Thomas Lerch