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Die Amsel ist in jedem heimischen Garten zu beobachten.

Foto: dpa / Stefan Sauer

Einmal der Schöpfer oder die Schöpferin sein dürfen! Einmal ein Paradies schaffen, in dem sich alle Kreaturen friedlich die spürbar spätsommerliche, rote-spritzer-farbene Abendsonne auf den Wamst scheinen lassen. Aber was gehört in so ein Paradies? Da hätten wir einmal die vier Grundelemente, wie sie Empedokles rund 2478 Jahre ante Cordobam postulierte: Feuer, Erde, Wasser und Luft.

Die Luft geht uns Gartlerinnen nie aus – produzieren doch die von uns gepflegten Pflanzen ständig Sauerstoff, passt! Auch das Wasser haben wir schöpferisch im Griff. Die einen im wahrsten Sinn des Wortes, in dem sie es vom Brunnen schöpfen, die anderen haben bereits einen Gartenschlauch, passt! Das nächste empedoklessche Element ist die Erde.

Die Erde, die der Gartler im Frühjahr packerlweise vom Gärtner oder der nächsten MA-48-Stelle nach Hause in die Beete schleppt. Die Erde, die er aus seinem Komposthaufen kratzt und im Winter in den Rabatten ausbringt, den Rosen zu Füßen legt und mit der er den Hochbeeten wieder die ursprüngliche Höhe zurückgibt. Es ist aber auch die Erde, an der man den Gärtner an der Supermarktkassa sofort erkennt: unter den Fingernägeln und an den Schuhen. Kommen wir zum letzten Element dieser Abfolge: Feuer.

Gartenbrand

Im Garten spielt Feuer eine große Rolle. Sei es als Feuerbrand, eine durch das Bakterium Erwinia amylovora verursachte Pflanzenkrankheit an den Kernobstbäumen oder als Verursacher der Maillardreaktion beim Grillen toter Tiere oder noch lebender Pflanzen. Glaubt man der Lutherbibel unter Mose 1, so war dem Schöpfer dies noch nicht genug. Er bestand am dritten Tag auf Gras, Kraut und samende Bäume, jegliche nach ihrer Art. Das braucht man uns Gartelnden nicht erst zu erzählen. Wer wenn nicht wir samen beim Einsetzen ab? Nichts Grünes ist uns fremd, wir sind die Schöpfer und Hüter der Gärten mundi! In Folge legte der Schöpfer aber noch Wert auf Tierisches.

Wir Gärtnerinnen sehen das ähnlich. Wir tolerieren den Wanz, wir beäugen die Laus und pflegen den Wurm, auf dass er sich vermehre und Heil in die Böden der Gärten bringe. Wir füttern die Meise im Winter, wir bieten dem Kehlchen Nistplätze im Gestrüpp und versorgen die Amselfamilie mit Ilex- und Holunderbeeren.

Gerade die Amseln scheinen göttlicher Natur zu sein. Bar jeder Scheu durchstreifen sie die Gärten und machen dabei den Gartler in einer Tour darauf aufmerksam, dass er die Götter nicht versuchen soll – und überziehen Tische, Bänke und Trittsteine mit ihrem Kot. (Gregor Fauma, Rondo, 18.9.2015)