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Die Hälfte der von der Lufthansa angebotenen Langstreckenflüge fiel am Dienstag aus. Zum 13. Mal in diesem Tarifkonflikt hatte die Pilotengewerkschaft Cockpit zum Streik aufgerufen.

Foto: dpa / Arne Dedert

Eigentlich hatte sich die Lufthansa auf den Dienstag als Streiktag eingestellt. Doch dann setzten die Piloten noch einen drauf und kündigten an, auch am Mittwoch zu streiken. Während es am Dienstag die lukrative Langstrecke betraf, sind am Mittwoch Kurz- und Mittelstrecken dran.

Wien war am Dienstag noch nicht betroffen, da dort keine Langstreckenflüge der Lufthansa starten oder landen. Am Mittwoch war in Österreich vor allem der Flughafen Wien betroffen. 20 von 22 Flügen fallen aus, die Verbindung nach München und Frankfurt ist unterbrochen. In Graz fallen zwei Verbindungen nach Frankfurt (also je zwei Ankünfte und Abflüge) dem Streik zum Opfer, in Salzburg ist nur die Morgenverbindung nach Frankfurt annulliert. Insgesamt wurden 84 Langstreckenflüge gestrichen, rund jeder Zweite auf dem Lufthansa-Flugplan. 20.000 Passagiere waren betroffen.

AUA greift Lufthansa unter die Arme

Am Mittwoch wird die AUA ihrer Mutter wieder unter die Flügel greifen und zwischen Wien und Frankfurt größere Maschinen einsetzen, um gestrandete Lufthansa-Passagiere mitzunehmen. Von und nach Wien fallen 20 von 22 Flügen aus (München, Frankfurt), auch Graz ist betroffen. Insgesamt streicht die Lufthansa zwei Drittel oder tausend ihrer Flüge. 140.000 Passagiere bleiben auf dem Boden oder müssen umgeleitet werden.

Im aktuellen Tarifkonflikt ist es die 13. Streikrunde seit eineinhalb Jahren. Seit April 2014 sind 8.500 Flüge ausgefallen, eine Million Passagiere waren betroffen. Der Schaden für die Lufthansa liegt nach Konzernangaben bei rund 330 Millionen Euro. Und er könnte sich noch vergrößern. Denn die Piloten drohen mit weiteren Ausständen. "Generell ist in jeder Woche mit Streiks zu rechnen", sagt Markus Wahl, Vorstand der Pilotengewerkschaft Cockpit.

Wien als Ärgernis

Die Piloten hatten sich für diese 13. Streikrunde entschieden, weil die Lufthansa während der vorangegangenen Gesprächsrunde den Ausbau ihrer in Wien beheimateten Billigfluglinie Eurowings nicht auf Eis legen wollte. Eurowings soll die Lufthansa gegenüber Billiglinien und arabischen Fluglinien konkurrenzfähig halten. "Wir sind entschlossen", betonte eine Sprecherin erneut.

Neben dem Zank um Pensionszahlungen ist Eurowings der große Knackpunkt zwischen der Lufthansa und den Piloten. Eurowings soll im November an die Startbahn gehen. Zum Einstieg werden Kampfschnäppchenpreise geboten, etwa von Köln/Bonn nach Dubai um 99 Euro.

Von Wien aus wird ab dem Winterflugplan 2015/16 ein erstes Flugzeug eingesetzt, ein zweites ab März 2016. Beide Flugzeuge betreibt die AUA. Die Kosten bei Eurowings sollen 40 Prozent unter den Kosten der Lufthansa liegen. Das gefällt den Piloten nicht, sie kämpfen gegen das günstigere Preis- und Gehaltsniveau an. Doch die Lufthansa machte am Dienstag auch juristisch deutlich, dass sie den Kampf durchstehen will.

Konzern zieht vor Gericht

Sie reichte bei den Arbeitsgerichten Frankfurt und Köln Anträge auf einstweilige Verfügung gegen die Arbeitsniederlegung am Mittwoch bei der Kurz- und Mittelstrecke ein. Das Unternehmen hält den Ausstand für unrechtmäßig, da es dabei auch um das "Wings"-Sparkonzept gehe.

Dies sei jedoch eine unternehmerische Entscheidung. Außerdem sieht die Airline die Verhältnismäßigkeit verletzt. Es sei "unmöglich", Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn ein Streik peu à peu ausgeweitet werde.

Außerdem will die Lufthansa gegen die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit eine Schadenersatzklage in Höhe von 60 Millionen Euro erheben. Sie ist der Ansicht, die Piloten hätten bei der ersten Runde im April 2014 nicht rechtmäßig gestreikt, weil damals zumindest bei der Lufthansa-Tochter Cargo der angegriffene Tarifvertrag noch gültig war.

Außerdem bekräftigte die Lufthansa am Dienstag, dass sie zu den aktuellen Bedingungen des Konzerntarifvertrags keine neuen Piloten mehr einstellen werde, da die Kosten nicht "wettbewerbsfähig" seien. (Birgit Baumann aus Berlin, 8.9.2015)