Fünf Jahre lang wird das Pop-up-Studentenheim auf dem Grundstück J11 stehen, dann wird es ab- und andernorts wieder aufgebaut.

Foto: Lang Consulting

Kernstück des Studentenheims ist das Atrium – mitsamt Gemeinschaftsküche im Container.

Visualisierung: F2 Architekten

Die 40 Heimplätze sind bereits vergeben.

Foto: Lang Consulting

Langsam kommt auch Studentenleben in die Seestadt Aspern. Im Herbst ziehen 40 Studierende in die "Pop Up – GreenFlexStudios", einem Studentenheim aus zehn Boxen in Holzbauweise in Passivhausstandard: Heute wird hier noch emsig gewerkt, in wenigen Wochen werden zehn Wohngruppen rund um das zentrale, überdachte 250 Quadratmeter große Atrium leben. Darin steht ein Schiffscontainer, der als Gemeinschaftsküche dienen wird. In jeder Wohneinheit gibt es außerdem eine Miniküche und zwei Badezimmer. Sämtliche Plätze sind bereits vergeben, ein Heimplatz kostet rund 350 Euro.

Das Studentenheim ging aus einem von Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr gemeinsam mit Kooperationspartnern (siehe "Hintergrund) gestarteten Architekturwettbewerb hervor. Das Ziel: Preisgünstiges, ökologisches und temporäres Studentenwohnen auf Grundstücken im Nahbereich der öffentlichen Hand, welche erst in frühestens fünf Jahren bebaut werden.

Umzug innerhalb weniger Wochen

Werden diese Grundstücke benötigt, wird das Heim ab- und andernorts wieder aufgebaut. Das nun entstehende Studentenheim hat für fünf Jahre auf dem 3.500 Quadratmeter großen Grundstück J11 Platz. Wo genau das Grundstück in der Seestadt liegt, auf das es dann weiterzieht, darüber ist man sich zwar beim Pressetermin am Dienstag noch nicht ganz einig, fix ist aber, dass man es innerhalb seiner berechneten Lebensspanne von 30 Jahren fünfmal ab- und wieder aufbauen können muss – und zwar innerhalb weniger Wochen.

"Ich möchte nicht mehr hören, dass gute Qualität nicht leistbar ist", betonte Passivhausexperte Günter Lang, der seine Kompetenz zum nachhaltigen energieeffizienten Bauen zum Team "GreenFlexStudios" (bestehend aus den F2 Architekten ZT GmbH, Obermayr Holzkonstruktionen GmbH, Grünraum planen und bauen GmbH, S&P climadesign GmH) beigesteuert hat. Ein zweites Siegerprojekt aus Schiffscontainern wird im März in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnen und weitere 40 Heimplätze bieten.

Die Bauarbeiten dürften jedenfalls ähnlich rasch von der Hand gehen wie bei den "GreenFlexStudios": Die einzelnen Boxen wurden innerhalb von zwei Monaten inklusive Fenster, Fassade, Jalousien, Bodenbelag, Türen, Einrichtung, Lüftung, Heizung, Sanitärgegenständen und Beleuchtung in Oberösterreich vorgefertigt und dann mittels Sondertransport in der Nacht von Schwanenstadt nach Wien transportiert. Die Aufstellung des über 1.000 Quadratmeter großen Studentenheims dauerte dann vor Ort nur eine Woche. Derzeit laufen noch die letzten Arbeiten im Innen- und Außenbereich.

Interesse an der Idee

Luxusdomizil sei es keines, räumte Sabine Straßer von Home4Students ein, die die Hälfte der Plätze vergeben hat. "Enormes Potenzial" sieht Günther Jedliczka von der OeAD Wohnraumverwaltung, die die restlichen Plätze vergeben hat und nur einen Steinwurf entfernt das Studentenheim Greenhouse betreibt.

Die Studenten, die sich angemeldet haben, seien nicht nur am leistbaren Wohnen interessiert – sondern auch an der Idee, die dahinter steckt, so Straßer. Wie schnell sich das Studentenheim aufstellen lässt, sei dabei nicht allen Interessenten klar gewesen: "Wir hatten vor einem Monat die Anfrage, warum man auf Google Earth noch nichts vom Heim sehen kann."

Für Chorherr handelt es sich beim Pop-up-Heim um "kein einmaliges Projekt". Man habe nun bewiesen, dass es baurechtlich, technisch und wirtschaftlich umsetzbar sei. Nun kann er sich ähnliche Wohnformen auch für Flüchtlinge vorstellen – allerdings wünscht er sich dabei eine Durchmischung, etwa mit Studenten: "Ich habe schon mit Bauträgern darüber geredet und einige Grundstücke in Aussicht." In sechs bis neun Monaten könnten diese Pop-Up-Wohneinheiten bezogen werden. (Franziska Zoidl, 8.9.2015)