Salzburg – Radfahren gehört für viele Salzburger bereits zum Alltag: In der Stadt Salzburg werden 20 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt, im gesamten Bundesland elf Prozent. Damit liegt Salzburg im Bundesländervergleich zusammen mit Tirol auf Platz zwei. Nur Vorarlberg hat mit 15 Prozent einen höheren Radverkehrsanteil.

Mit dem neuen Radleitbild will das Land Salzburg noch mehr Menschen zum Umsteigen auf das Rad im Alltag bewegen. "Die Hälfte aller zurückgelegten Wege sind kürzer als fünf Kilometer. Da gibt es sehr hohes Umstiegspotenzial", erklärt Verkehrslandesrat Hans Mayr (Team Stronach). Sein Ziel: Den Anteil am Radverkehr landesweit von elf Prozent im Jahr 2012 auf 13 Prozent im Jahr 2025 zu erhöhen. Das entspricht einer Steigerung um 20 Prozent. Jeder achte Alltagsweg soll künftig mit dem Rad zurückgelegt werden.

Mehr Radwege und Abstellanlagen

Dazu sei ein Bündel von Maßnahmen, wie etwa Investitionen in die Bewusstseinsbildung und die Infrastruktur, notwendig. Konkret sollen die Radwege ausgebaut und mehr geeignete Abstellanlagen, vor allem an Park-&-Ride-Plätzen und vor Öffi-Haltestellen, errichtet werden. Diskutiert werde derzeit auch ein Schnellradweg zwischen der Stadt Salzburg und dem bayerischen Freilassing. Zudem will das Land Gemeinden mit Kooperationen und Serviceleistungen unterstützen. Drei Millionen Euro jährlich sollen für Radverkehrsprojekte budgetiert werden.

Dem Verein Salzburger Radlobby geht das nicht weit genug. "Die Maßnahmen sind zwar prinzipiell gut, das Ziel ist aber zu wenig ambitioniert", sagt Obmann Fidelius Krammel zum STANDARD. Wenn die Salzburger Landesregierung die geplanten Maßnahmen umsetze, dann sei eine Steigerung um zwei Prozentpunkte eigentlich ein "Nichtziel, da muss mehr rausschauen". Denn der Trend zum Fahrrad werde derzeit ohnehin begünstigt: Neue Vorgaben in der Raumordnung lassen die Wege kürzer werden, es gebe eine starke Zunahme an E-Bikes, und auch die Winter werden milder. "In der Stadt und vor allem in den Regionen ist enormes Potenzial vorhanden", sagt Krammel.

Netz von Radschnellstraßen

Die geplanten Maßnahmen seien teilweise sehr unkonkret, kritisiert der Radlobby-Obmann. Dem städtischen Problem mit dem Pendlerverkehr könne etwa mit sternförmig angeordneten Radschnellstraßen entgegengewirkt werden. Unverständlich ist für Krammel, warum öffentliche Radverleihsysteme nur für den Zentralraum vorgesehen sind. "Es wäre eine relative günstige Investition, wenn an Haltestellen der Regional- oder Pinzgaubahn drei, vier Räder stehen – aber irrsinnig effektiv." Zudem vermisst die Radlobby Salzburg das ausdrückliche Bekenntnis zu einer Umverteilung von Verkehrsflächen.

Das geplante Mindestbudget von drei Millionen Euro sei zwar begrüßenswert, reiche aber nicht aus. Krammel fordert eine Bindung des Budgets an den Radverkehrsanteil. "Wenn elf Prozent der Mobilität per Fahrrad bewältigt werden, sollten auch elf Prozent des Straßenbaubudgets zur Verfügung stehen."

Salzburg setzt sich im Bundesländervergleich die geringste Steigerung als Ziel. Kärnten und die Steiermark etwa wollen den vergleichsweise geringen Radverkehrsanteil von sechs Prozent verdoppeln. "Ziele müssen erreichbar sein", argumentiert Mayr. Er sei schon gespannt, inwieweit dies bei anderen Bundesländern 2025 der Fall sein werde. (Stefanie Ruep, 08.09.2015)