Fix (li.) und Foxi (re.) zum vollendeten Kindchenschema herangereift.

Foto: YFE - Your Family Entertainment)

"Wir malen unsere Geschichten jetzt selbst, dann werden wir steinreich!" – Selbst- und Medienreflexion im Comicformat anno 1955.

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Lückenhaftes Familienfoto aus dem Fix-&-Foxi-Universum.

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Wien – Mit dem Alter wurde das Kindchenschema immer ausgeprägter. Zu Anfang noch ganz spitze Gesichter, haben sie später stupsigere Nasen und größere Augen. Die Schwänze sind zahmer, die Ohren runder, das unbändige Struwwelfell glatt – bis auf den keck abstehenden Haarschopf des einen: Fix. Der andere ist Foxi.

Zusammen ist das Zwillingspaar der erfolgreichste Comic-Export Deutschlands und ein Universum an Charakteren, das Rolf Kauka ab den 1950er-Jahren "zum Lesen und Lachen", wie es auf den Heften stehen wird, erfunden hat. Oder: sich abgeschaut.

Denn frappierend erinnern manche der stereotypen Charaktere von Fuxholzen an amerikanische Bekannte. Fuxholzen klingt ein bisschen nach Entenhausen und soll es auch: Der Taugenichts Lupo und Oma Eusebia, das gewitzte Lupinchen, Onkel Fax, der Erfinderrabe Knox, der leichtlebige Hops, der naive Spießer Stops und seine Neffen Stips und Staps und die Nichte Stups (eine eigene "Kaukapedia" beantwortet mittlerweile allerlei Fragen rund um die bunte Meute) – Ähnlichkeiten sind nicht unbeabsichtigt und zufällig.

Ein "deutsches" Entenhausen

Fuxholzen klingt aber auch ein bisschen bieder. Und das ist es auch. Entenhausen auf Deutsch eben. Denn als Verderb der Jugend hatten Comics in den 1950ern keine gute Nachred'. Doch Kauka, der strichaffine Verleger aus München, erkannte das Potenzial der Bild-Text-Welten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und wie er es für den heimischen Markt veräußern müsste: In einem Mix aus US-Comicästhetik und Wilhelm Buschs pädagogischen Bildgeschichten ("Max und Moritz", 1865) affirmierte er die gesellschaftliche Forderung nach Zucht und Ordnung. Der Krieg ist vorbei, Wiederbesinnung und -aufbau sind angesagt. Da braucht man keine unbequemen Störenfriede.

"Till Eulenspiegel" nennt er das Heft, das 1953 seine Karriere begründet. In Ausgabe fünf haben die beiden Füchslein ihren ersten Auftritt als Nebenfiguren, schnell wandern sie in den Fokus der Geschichten. Auf dem zehnten Heft stehen sie schon mit im Titel, ab Heft 29 trägt die Reihe nur noch ihren Namen. Ab 1955 überarbeitet Walter Neugebauer die Tierchen aus der Feder Dorul van der Heides. Alles wird comichafter: eine noch heilere Gegenwelt. Wer um Strahl- und Heilkraft einer solchen wissen will, versuche sich an die eigene Comiclektüre zu erinnern. Oder frage den Maler Gottfried Helnwein, der beteuert, von Donald Duck im tristen Nachkriegswien mehr gelernt zu haben als an allen Schulen, die er besucht habe.

Zeitgeist mit Haue

Realistisch aber bildet manche der sittlichen und sauberen Szenen den Geist ihrer Zeit ab, nicht nur in der heute kurios anmutenden "Prügelpädagogik", die Maulwurf Pauli erzieht.

Progressiver wird das Comicmachen selbst zum Thema so mancher Bildfolge. "Wir brauchen eine komische Figur, mit der was passiert", stellen Fix und Foxi etwa 1955 fest, als sie die Heftemacher umgehen und ihre Geschichten im Alleingang erfinden und zeichnen wollen, um selbst "steinreich" zu werden. In einem Strip von 1956 dann führen sie durch die "Kauka Produktionen"-Fabrik – von der Witzannahme (den alten Witzen werden die Bärte abgeschnitten, dann sind sie wieder gut genug für die Hefte, erfährt man da) bis zur Bleistiftabteilung.

Fantasie und Business

Dem Wesen nach wild, dem Aussehen nach niedlich, werden Fix & Foxi zum Versprechen von harmlosem Spaß und gefahrloser Spannung.

Das versteht man auch im Ausland. Schon 1954 erscheinen die Abenteuer von "FF" in Finnland. Dänemark, Norwegen, Schweden und die Benelux-Staaten folgen. Spanien, Mexiko und Brasilien dürfen sich in den 1960ern über die Hefte des "deutschen Walt Disney" freuen. Im Gegenzug importiert er frankobelgische Lizenzserien wie "Die Schlümpfe".

Bis zur Einstellung 1995 werden die Heftchen, dazu kommen noch Nebenlinien wie "Lupo Wolf" oder "Bussi Bär", zwischenzeitlich in Österreich und Deutschland erfolgreicher als "Micky Maus". Dann wird es ruhig. 2000, Kaukas Sterbejahr, erfolgt die TV-Reanimation. Und das ganze Merchandising sowieso: Spiele, Bälle, Figuren etc. gehören heute zur "FF"-Produktpalette.

Mit Originalzeichnungen setzt das Kunstforum Wien im Ausstellungsraum Tresor diesen Kultfiguren mehrerer Kindergenerationen aktuell ein kleines Denkmal. Zum Wiedersehen, Kennenlernen und um einen Blick auf das Business hinter der Fantasie zu werfen. (Michael Wurmitzer, 9.9.2015)