Lupus ist eine Autoimmunerkrankung mit so vielen unterschiedlichen Symptomen, dass sie oft schwer zu diagnostizieren und behandeln ist. Trotz großer medizinischer Fortschritte in den vergangenen Jahren ist Lupus nicht heilbar. Moderne individuell abgestimmte Therapieansätze sollen den Betroffenen helfen. Am Weltkongress in Wien diskutierten ExpertInnen aus über 80 Ländern ihre Forschungsergebnisse und Therapien.

Etwa einer von tausend Menschen leidet an Lupus. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Vor allem Frauen sind betroffen (im Verhältnis 9:1), die Folge sind Entzündungsreaktionen, die alle Organe des Körpers betreffen können. "Es gibt keine Erkrankung, die ein breiteres Spektrum an klinischen Ausdrucksformen hat", erklärt Josef Smolen, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien am AKH Wien, "es kann alle Organe, Gelenke und Muskeln treffen.

Umso schwieriger ist die richtige Diagnose und die passende Therapieform dazu zu finden. Das macht Lupus zur kompliziertesten Krankheit der Welt."

Rheumatischer Formenkreis

Die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Betroffenen haben dank moderner Medikamente eine höhere Lebenserwartung und eine bessere Lebensqualität. "Cortison bleibt zwar eine Säule der Therapie, aber neue Therapieansätze haben oft geringere Nebenwirkungen und verbessern so die Lebensqualität", erklärt Georg Stummvoll von der Abteilung für Rheumatologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien im AKH Wien, "ganz wichtig ist eine frühzeitige richtige Diagnose.

Denn unbehandelt kann Lupus eine tödliche Krankheit sein, die im Endeffekt zu Organversagen führen kann. Je früher sie erkannt wird, umso größer sind die Behandlungserfolge".

Individuell angepasste Immuntherapie

"Zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Lupus braucht es Therapien, die in die tatsächlichen Entstehungswege der Krankheit eingreifen", erläutert Smolen die neuen Therapieansätze, "gezielte Therapien haben auf Molekülebene die Rezeptoren in den Zellen als Angriffspunkt. Vor allem die im Immunsystem aktiven B-Lymphozyten sind hier therapeutische Zielobjekte. Das soll künftig maßgeschneidert auf die Betroffenen abgestimmt werden."

Bis es die perfekte individuell abgestimmte Therapie auf molekularer Ebene gibt, liegt ein Ziel der Forschung darin, die bestehenden Therapien zu optimieren und die Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die relativ geringe Zahl der PatientInnen (rund 8.000 bis 10.000 Betroffene in Österreich) erschwert die Durchführung großangelegter klinischer Studien. Um hier die PatientInnendaten zu bündeln, benötigt es spezialisierte Zentren. Eines davon gibt es an der Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien.

Internationaler Lupus-Kongress in Wien

Die Vielfalt der klinischen Manifestationen involviert mehrere medizinische Fachrichtungen in das Forschungsfeld. Der von der MedUni Wien organisierte Lupus-Kongress (2. bis 6. September 2015) versammelte über tausend ExpertInnen aus über 80 Ländern und unterschiedlichster Fachrichtungen in Wien.

Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen Immunologie, medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin und medizinische Neurowissenschaften . Die Lupus- bzw. Rheumatologie-Forschung an der MedUni Wien fällt in den Themenbereich des Clusters für Immunologie. (red, 7.9.2015)