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Laurent Fabius galt bei den Iran-Verhandlungen in Wien als Bremser.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Spätestens als der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel im Juli mit einer imposanten Wirtschaftsdelegation im Iran empfangen wurde, fiel in Paris der Groschen. Denn Außenminister Laurent Fabius wurde erst ein paar Tage später in Teheran erwartet – und bezeichnenderweise ohne jeden Wirtschaftstross.

Sein Besuch fand in einer kühlen Atmosphäre statt; die Teheraner Presse geizte nicht mit persönlichen, teilweise antisemitisch verbrämten Attacken auf Fabius, dem sie vorwarf, er habe bei den internationalen Atomverhandlungen nach der israelischen Pfeife getanzt – und dafür werde Frankreich nun "bezahlen".

Französisch-iranisches Band

In Paris beschwichtigte der iranische Botschafter Ali Ahani zwar, sein Land werde die "französischen Firmen günstig empfangen" und "nicht weiter sanktionieren". Das französisch-iranische Band sei trotz aller "Differenzen" so stark wie früher, als Ayatollah Khomeini Ende der 1970er-Jahre im Exil in der Nähe von Paris lebte und iranische Studenten zwar die US- und die britische Botschaft, nie aber die französische gestürmt hätten.

Französische Unternehmen waren im Iran vor den Sanktionen stark vertreten gewesen. Für die Automarken Peugeot und Citroën war die islamische Republik der zweitwichtigste Absatzmarkt nach Frankreich. Der Energiekonzern Total war in den iranischen Erdöl- und Gasfeldern aktiver als die angelsächsische Konkurrenz, bevor er auf Weisung von Präsident Nicolas Sarkozy das Land verlassen musste.APA / Herbert Neubauer Insgesamt war Frankreich der viertgrößte Handelspartner Teherans gewesen. Von 2004 bis 2013 sank der bilaterale Austausch aber brutal von vier Milliarden auf 500 Millionen Euro.

Paris versucht Comeback

Jetzt wollen die Franzosen trotz der iranischen Ressentiments zurück. Nicht nur Peugeot, Renault und Total haben große Pläne. Diese Konzerne machen Druck auf Fabius, die Haltung gegen Teheran aufzuweichen. Und Präsident François Hollande hat ein offenes Ohr für sie. Er weiß, dass das Iran-Geschäft die Konjunktur ankurbeln – und damit seine Wiederwahl in zwei Jahren erleichtern – könnte.

Langsam revidiert Hollande seinen Iran-Kurs. Nicht massiv, da er auch auf Wirtschaftsaufträge aus den sunnitischen Golfstaaten setzt. Aber immerhin erklärte er unlängst, Teheran müsse in alle Lösungen der Syrienfrage eingebunden werden. Noch vor wenigen Monaten hatte er jeden Kontakt zum Lager des mit Teheran verbündeten Assad-Regimes kategorisch abgelehnt. (Stefan Brändle aus Paris, 7.9.2015)