Letztes Jahr gelangte das Borneo-Hörnchen (Rheithrosciurus macrotis) zu spezieller Berühmtheit: Das äußerst seltene Nagetier besitzt laut einer Veröffentlichung im Fachblatt "Taprobotanica: The Journal of Asian Biodiversity" den flauschigsten Schwanz im gesamt Tierreich. Bei einer Größe von 35 Zentimetern nimmt sein Schwanz 30 Prozent mehr Volumen ein, als der Rest des Körpers. Ansonsten wissen Forscher nur wenig über die Lebensweise der Hörnchenart.
Diese Lücke wird allerdings von umso spektakuläreren Geschichten gefüllt. Der kleine Nager hat nämlich auch eine dunkle Seite – zumindest, wenn es nach der lokalen Folklore geht. Diese weiß davon zu berichte, dass das Borneo-Hörnchen Hirsche und andere große Waldtiere anfällt, um ihnen in die Halsschlagader zu beißen, ihr Blut zu trinken und schließlich ihre Innereien zu fressen. Diese Horrorstorys trugen dem Nager den Spitznamen "Vampir-Hörnchen" ein.
Nun sind Wissenschaftern rund um Andrew Marshall von der University of Michigan erstmal Videoaufnahmen von Rheithrosciurus macrotis gelungen. Die Bilder entstanden bei Untersuchungen zur Ökologie des Gunung Palung National Parks in der indonesischen Provinz West-Kalimantan. Forscher stellten insgesamt 35 Kamerafallen mit Bewegungssensoren auf.
Eine davon fing schließlich die außergewöhnlichen Aufnahmen ein, die das Hörnchen bei der Nahrungssuche zeigen. Wenig überraschend: Der Nager ernährt sich offensichtlich nicht vom Blut großer Waldbewohner. Vielmehr lebt das Hörnchen fast ausschließlich von den Früchten des Canarium-Baumes. Wie es die steinharte Schale dieser Nüsse zu knacken in der Lage ist, stellt allerdings ein weiteres Mysterium dar, das künftige Videoaufnahmen lösen könnten, wie die Forscher hoffen.
--> Science: "Vampire" squirrel caught on film
(red, 5.9.2015)