Eigentlich sollten die ersten Studierenden schon jetzt an der Uni Graz Türkisch als Unterrichtsfach studieren können. So war es zumindest noch im vergangenen Herbst geplant. Doch daraus wird nichts, wie DER STANDARD an der Karl-Franzens-Uni erfuhr: Zwar sei eine Professur für das Unterrichtsfach Türkisch "in Planung", doch aus dem geplanten Start im Wintersemester 2015/16 wird jedenfalls nichts, heißt es.

Im Unterrichtsministerium wird das auf STANDARD-Anfrage bestätigt. Geplant sei nun ein Start im Wintersemester 2016/17, sagt eine Sprecherin, die zu den Gründen der Verzögerung noch nichts sagen kann.

Somit setzt sich die Ungleichbehandlung der wichtigsten Migranten-Fremdsprachen Österreichs fort: Während Bosnisch, Serbisch und Kroatisch (BKS) schon seit längerem als zweite lebende Fremdsprache angeboten wird, gibt es Türkischunterricht derzeit nur als Schulversuch oder schulautonom als dritte lebende Fremdsprache.

Zwölf Sprachen im Angebot

An allen Handelsakademien und weiteren berufsbildenden Schulen kann BKS bereits seit den 1990er-Jahren belegt werden, an AHS-Oberstufen gibt es die Möglichkeit, BKS als zweite Fremdsprache und damit auch als Maturafach anzubieten, seit 2004/05. Insgesamt können somit zwölf Sprachen als erste oder zweite Fremdsprache belegt werden, darunter Slowakisch, Russisch und eben BKS.

Noch im Herbst 2014 hatte Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) angekündigt, es werde ab 2015 ein Lehramtsstudium Türkisch geben. Die Klärung der Finanzierung und das Okay durch den Qualitätssicherungsrat des Ministeriums standen damals noch aus.

Es gebe "keine Rechtfertigung" dafür, dass Türkisch weiter nicht im AHS-Lehrplan für lebende Fremdsprachen integriert sei, sagt Alexander Pollak von SOS Mitmensch. "Der Sprachenlehrplan hängt der Realität bereits jetzt um Jahrzehnte hinterher." In Deutschland sei Türkisch als Maturafach "schon seit Jahren selbstverständlich". (Maria Sterkl, 4.9.2015)