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Über einen Anblick wie diesen werden wohl nicht alle städtische Eltern froh sein – zu unrecht. Die vermeintlich unhygienischen Bauernhoftiere sind nämlich gut für das Immunsystem der Kleinen. Warum das so ist, haben nun belgische und deutsche Wissenschafter geklärt.

Foto: APA/dpa/Thomas Warnack

München/Wien – Ein sauberer Haushalt ist sicherlich kein Nachteil für Kinder, aber man kann es auch übertreiben. Besonders gründliche Hygiene ist nämlich keineswegs ein Garant für ein gesundes Aufwachsen – im Gegenteil: Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt weiß man aufgrund zahlreicher Studien, dass Schmutz für das Immunsystem eine entscheidende Rolle spielt.

Der Vergleich zwischen Kindern aus ländlicher Umgebung mit in der Stadt aufgewachsenen Kindern zeigt, dass der häufige Kontakt mit Tieren, Staub pflanzlichen Ursprungs und bakteriellen Erregern aus einer naturbelassenen Umwelt das körperliche Verteidigungssystem gegenüber Keimen signifikant unterstützt. Eine spätere Entwicklung allergischer Erkrankungen wird damit weitgehend unterdrückt.

So belegte etwa eine im Jahr 2002 im "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Studie erstmals, dass das Aufwachsen auf einem Bauernhof das menschliche Immunsystem auf besondere Weise "trainiert". Der ständige Kontakt mit Keimen halbiert laut diesen Untersuchungen das Risiko, an Asthma oder Heuschnupfen zu erkranken.

Endotoxine sind schuld

Wissenschafter um Martijn Schuijs von der belgischen Universität Gent und Erika von Mutius von der Universität München sind nun den speziellen Mechanismen auf die Spur gekommen, die Landkindern eine robustere Gesundheit bescheren. Ihre im Fachjournal Science beschriebenen Experimente mit Labormäusen zeigten, dass es vor allem sogenannte Endotoxine – Bestandteile der äußeren Zellmembran von Bakterien – sind, die dazu führen, dass Kinder geringer auf allergieauslösende Faktoren reagieren.

Die Forscher setzten die Versuchstiere zwei Wochen lang den bakteriellen Eiweißstoffen in geringen Mengen aus. Bei einem anschließenden Kontakt mit Hausstaubmilben zeigten sich im Unterschied zu einer Kontrollgruppe, der zuvor keine Endotoxine verabreicht worden waren, keinerlei allergische Reaktionen.

Aus Versuchen mit menschlichem Lungengewebe schlossen die Forscher, dass letztlich ein Enzym namens A20 für die schützende Rolle verantwortlich ist. (tberg, 3.9.2015)