Wien – Von den österreichischen Universitäten kommen selten gute Nachrichten. Meist beklagen sich die Rektoren über zu wenig Geld und schlechte Betreuungsverhältnisse. In internationalen Rankings rutschen die heimischen Hochschulen Jahr für Jahr nach hinten. Umso mehr freut sich nun die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) über ein internationales Qualitätssiegel, dass sie für die nächsten fünf Jahre bekommt.

Die WU hat sich bei der Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB) vor drei Jahren um eine Akkreditierung beworben und diese nun für alle 27 Programme zugesagt bekommen. Für die Akkreditierung prüft das Personal der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation vor allem die Qualität der Lehre und die Qualifikation der Lehrenden. Insgesamt sind 740 Wirtschaftshochschulen in 50 Ländern akkreditiert. Die NPO wurde 1919 unter anderem von den Elite-Unis Yale, Columbia und Harvard gegründet.

Chance auf neues Personal

"Wir reihen uns damit in eine exklusive Gruppe von Wirtschaftsuniversitäten ein", sagt Vizerektorin Barbara Sporn im Gespräch mit dem STANDARD. "Wir können damit ganz anderes Personal rekrutieren." Vor allem im angloamerikanischen Raum würden Wissenschafter auf diese Akkreditierung achten. Auch der Abschluss von WU-Absolventen würde damit international noch mehr geschätzt.

Insgesamt hat der Prozess der Schätzung Sporns zufolge zwischen 70.000 und 80.000 Euro gekostet. "Die Kosten sind für den Nutzen, den wir dadurch bekommen, überschaubar." Die WU musste für die Akkreditierung eine Selbstbeschreibung erstellen, anschließend ist ein Team der AACSB nach Wien gereist und hat rund hundert Personen interviewt. So wurden etwa Studierende, Lehrende und Partner aus der Wirtschaft befragt.

Sporn: Aussagekräftiger als Rankings

Für Sporn sind Akkreditierungen ein aussagekräftigeres Qualitätssiegel als die oft in den Medien zitierten Rankings von Hochschulen. "Es ist etwas ganz anderes, wenn man über mehrere Jahre einen Prozess durchläuft, als wenn kurzfristige Umfragen durchgeführt werden."

Ein besonderes Augenmerk legten die Experten der AACSB auf die Betreuungssituation an der WU. Schließlich wird auch überprüft, ob die Studierenden am Ende das lernen, was die Universität versprochen hat. Rektor Christoph Badelt beklagt regelmäßig, dass das Budget seiner Universität für die Anzahl der Studierenden nicht ausreicht. Für die Akkreditierung war das kein Hindernis. "Wir haben mit der Studieneingangsphase ein Instrument geschaffen, mit dem wir mit diesem Problem umgehen", sagt Sporn.

Neben der AACSB-Akkreditierung hat die Wirtschaftsuni auch eine Akkreditierung des European Quality Improvement System (EQUIS), die MBA-Studien sind von der Assosication of MBAs akkreditiert. Nur 72 Wirtschaftshochschulen haben alle drei Qualitätssiegel. (koli, 3.9.2015)