Vom "smarten Heim", zur "smarten Nation bis zur "smarten Welt": Auf der IFA in Berlin hat der koreanische Elektronikhersteller Samsung neue Produkte und seine Vision für das "Internet der Dinge" vorgestellt. Der Fokus liegt auf der Vernetzung fast aller Geräte in den trauten vier Wänden der Nutzer, doch langfristig gehen die Pläne weit darüber hinaus.

Smartthings Hub

Aus dem Hause Smartthings – das Unternehmen hat sich Samsung im Sommer 2014 für kolportierte 200 Millionen Dollar einverleibt – kommt der neue Smartthings Hub, der als zentrale Schnittstelle für die Kommunikation des Heimequipments dienen soll. Die neue Version ist bereits in den USA erhältlich und kommt kommende Woche auch nach Großbritannien. Ein neuer Prozessor sorgt für mehr Leistung, die zugehörigen Sensoren wurden deutlich verkleinert und ein integrierter Akku hält das System nunmehr auch ohne externer Stromversorgung für bis zu zehn Stunden am Laufen.

In Kombination mit dem Smart Home Monitor soll man von unterwegs über die eigenen Mobilgeräte stets über Vorgänge im eigenen Haus informiert sein. Etwa per Videoeinsicht, Alarm über Textnachrichten oder Videomitschnitten. Registriert etwa ein Sensor Bewegung, wo keine sein sollte, startet die Aufzeichnung, die bereits einige Sekunden Zeit vor dem Ereignis mit erfasst. Die Privatsphäre soll dadurch gewahrt werden, dass nur Aufnahmen tatsächlich gespeichert werden, wenn sich für das System potenzieller Verdacht erhärtet.

Die Smartthings-Plattform ist mittlerweile mit über 200 Geräten verschiedener Hersteller kompatibel, die sich damit ansteuern lassen. Eine eigene Zertifizierung ist in Ausarbeitung. Dank einer Kooperation mit BMW können Heiminformationen bei bestimmten Automodellen auch am Dashboard angezeigt werden.

SmartThings

SleepSense

Mit Sleepsense liefert Samsung einen kontaktlosen Sensor, der unter die Bettmatratze gelegt wird. Dieser erfasst in der Nacht Bewegungen, Puls und Atmung. Die Genauigkeit soll dabei bei bis zu 97 Prozent liegen. In der Früh liefert Sleepsense eine Zusammenfassung auf das Handy und informiert über die Schlafqualität der vergangenen Nacht.

Das Gerät kann auch genutzt werden, den Schlaf anderer Personen zu messen – etwa im Rahmen der Pflege. Dazu spuckt das Gerät auch Empfehlungen zur Verbesserung des Schlafes aus und soll auch helfen, Jetlag besser zu überwinden. Basis sind dafür wissenschaftliche Forschungen unter der Leitung von Christos Mantzoros, einem Metabolismus-Experten der Harvard Medical School.

Freilich kann auch der Schlafsensor mit anderen Geräten sprechen. So kann er beispielsweise das TV-Gerät ausschalten, wenn der Nutzer beim Fernsehen einschläft, oder die Einstellungen der Klimaanlage ändern, wenn sich das Raumklima in der Nacht ändert.

Foto: Samsung

Addwash

Stärker vernetzt werden auch kommende Waschmaschinen von Samsung, die per App über einzelne Waschschritte informieren können und sich fernsteuern lassen. Auf analoger Basis steht die Neuerung "Addwash". Sie beschreibt eine zusätzliche Tür im Fenster der Waschmaschinen, die es künftig ermöglichen, einen laufenden Waschgang anzuhalten und zusätzliche Kleidung oder Zusätze wie Weichspüler hinzu zu fügen.

In Südkorea können entsprechende Geräte bereits gekauft werden. Gegen Jahresende soll es Samsung-Waschmaschinen mit "Addwash" auch in Europa zu erstehen geben.

Foto: Samsung

UHD-Vorstoß

Neuigkeiten gibt es auch im Entertainment-Bereich. Samsung meldet stark steigende Nachfrage nach Ultra-HD-Fernsehgeräten. Über den Satellitenbetreiber Astra will man bald mit UHD1 den ersten Sender an den Start bringen, der 24 Stunden lang Inhalte in entsprechender Auflösung bringt. Dieser kann prinzipiell kostenlos empfangen werden, Premium-Inhalte zur Abend-Primetime bleiben allerdings HD+-Kunden vorenthalten.

Alle Samsung-TVs im UHD-Bereich unterstützen künftig auch die Wiedergabe von HDR-Inhalten über externe Player. Ein passendes Gerät hat der Hersteller selbst im Programm, da man auch in den Bereich der UltraHD-Blurays vordringt. Gemeinsam mit der Filmfirma Twentieth Century Fox und diversen anderen Unternehmen wird das Format von der "UHD Alliance" vorangetrieben. Twentieth Century Fox will seine Blockbuster in Zukunft in 4K und HDR veröffentlichen, beginnend mit einem entsprechenden Package für "Kingsman".

Daneben ist Samsung Partnerschaften mit Amazon, Netflix und anderen Anbietern eingegangen, deren Angebote bald auf den SmartTVs des Herstellers integriert sein werden. Auch für Spieler hat man ein Angebot in petto und wird den Streaming-Dienst Gamefly unterstützen. Dieser ermöglicht es, ohne eigenem Rechner über eine Online-Übertragung zu konsumieren. Zum aktuellen Angebot gehören Titel wie "GRID 2" oder "Batman: Arkham Origins".

Foto: Samsung

Neue 360-Grad-Lautsprecher

Neues gibt es auch in Sachen Beschallung. Die Rundum-Lautsprecher der 360 Audio-Serie werden um die Modelle R1, R3 und R5 ergänzt und mit "Swipe User Interface" hervorstechen. Sie lassen auch per App am Handy oder der Smartwatch vorstellen, etwa auf der neuen Galaxy Gear S2, auf die Samsung in der Keynote allerdings nicht im Detail eingegangen ist.

Kooperation mit VW

Diese spielt auch eine Rolle bei der Kooperation mit einem anderen deutschen Autobauer: VW. Für dessen Connected Cars liefert man den "Car Mode" für Galaxy-Smartphones. Deren Funktionen sollen sich damit ohne Ablenkung nutzen lassen – etwa durch das Vorlesen neu eingegangener SMS. Für andere Autos steht ein Standalone Modus mit eingeschränkteren Funktionen zur Verfügung.

Vernetzte VW-Autos können per Car Remote-App angesteuert werden. So lässt sich beispielsweise der Parkplatz leicht wiederfinden oder die Klimaanlage schon vor dem Einsteigen aktivieren. Außerdem kann geprüft werden, ob das Fahrzeug abgesperrt ist und der Riegel zur Not aus der Ferne umlegen.

Smart Zone

Mehrfach betonte Samsung, dass das "Internet der Dinge" im Zentrum der Konzernstrategie steht. Wirklich viel wollte man über den Weg vom Smart Home zur smarten Welt allerdings noch nicht preisgeben. Über die "Smart Zone"-Plattform, so hieß es, soll es aber künftig möglich werden, vernetzte Heimausstattung an lokale Dienste anzubinden. (gpi, 3.9.2015)

Keynote zum Nachsehen

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