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Ball nicht werfen und nicht länger als vier Schritte tragen, Gegner nicht mit dem Schläger verletzen – das sind die Einschränkungen.

Foto: Reuters/McManus

Hurling.

seanogcarey

Dublin – Mehr als 80.000 Zuschauer im Stadion, die Pubs zum Bersten gefüllt und eine ganze Nation im Ausnahmezustand – das Meisterschaftsfinale im irischen Volkssport Hurling am Sonntag in Dublin gehört zu den spektakulärsten Sportevents der Welt. Der US-Fernsehsender CNN führte das sogenannte All Ireland im Stadion Croke Park jüngst auf Rang zwei der Sportereignisse an, die man einmal in seinem Leben gesehen haben muss – noch vor dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft und getoppt einzig von den Olympischen Spielen.

Denn während der Rest von Europa bei Hurling instinktiv wohl an das eher gemütliche Eisstockschießen Curling denkt, ist der rasante Mannschaftssport mit den axtförmigen Schlägern in Irland ein echtes Kulturgut. "Es ist eines der ersten Spiele, das du als Ire spielst. Einfach jeder spielt es", sagt Billy Finn, Vorstandsmitglied des europäischen Hurling-Verbandes. "Es ist ein Amateursport, und trotzdem schauen 80.000 Zuschauer im Croke Park zu. Das ist schlicht Wahnsinn."

Und so geht's

Die Regeln von Hurling sind im Grunde relativ simpel. Gespielt wird auf zwei Fußball-Tore mit nach oben verlängerten Torpfosten, ähnlich dem Rugby oder American Football. Geht der Ball dazwischen über die Torlatte, gibt das einen Punkt, die selteneren, aber dafür frenetisch bejubelten Tore unten sind drei Zähler wert. Erlaubt ist dabei so gut wie alles. Den Ball nicht werfen, nicht länger als vier Schritte in der Hand tragen und den Gegner nicht mit dem Schläger verletzen – das war es im Grunde schon mit den Einschränkungen.

Das Ergebnis ist ein rasanter, wilder und actionreicher Sport, der auch im Rest von Europa immer mehr Anhänger findet, auch wenn Österreich noch ein weißer Fleck auf der Hurling-Landkarte ist. "Eine Mischung aus Lacrosse, Baseball, Rugby, Hockey und etwas Verrücktem", beschreibt Sebastian Tillmann, der in Köln eines der ersten deutschen Hurling-Teams gegründet hat, seinen Sport. Das körperbetonte Hurling, das als schnellster Rasensport der Welt gilt, sei zudem "männlicher" als beispielsweise Fußball. "Hurling-Spieler lassen sich nicht auf der Trage raustragen, es sei denn, sie haben den Kopf unterm Arm", sagt Tillmann.

Ein Herz für Romantik

Trotzdem dürfte auch so manchem Fußball-Romantiker beim mehr als 3000 Jahre alten irischen Traditionssport das Herz aufgehen. Nicht nur dass selbst die Besten der Besten mit ihrer Leidenschaft maximal ein kleines Zubrot verdienen – hier hat auch die Vereinstreue noch einen ganz anderen Stellenwert als im modernen Fußball-Geschäft. Weil die Meisterschaft zwischen den Regionalauswahlen der 32 Grafschaften Irlands ausgetragen wird, wird ein Spieler in seine Mannschaft quasi hineingeboren. Ein Vereinswechsel ist lediglich in Ausnahmefällen erlaubt.

Am Sonntag stehen sich in Dublin die Teams von Galway und Kilkenny gegenüber. Rekordmeister Kilkenny ist Favorit. (sid, fri, 3.9.2015)