Die Computeruhr steht vor allem dank Apple vor dem Durchbruch. Seit der iPhone-Hersteller im April seine erste Watch in den Handel gebracht hat, ist Dynamik im Markt. Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin dreht sich nun alles um die kleinen Geräte, die vor allem Biodaten aufzeichnen und damit die Fitness und Gesundheit ihrer Nutzer überwachen.

Zu Apples Konkurrenten gehören Samsung, Sony, Huawei, Asus, LG Electronics und auch Intel. So stellt der US-Chipkonzern auf der Branchenmesse sein Fitness- und Schlafanalysearmband Basis Peak vor, Samsung zeigt seine Uhr Gear S2 und Huawei sein – schlicht "Watch" genanntes – Gerät.

Apple dominiert

"Derzeit dominiert Apple eindeutig den Markt", sagt IHS-Analyst Roeen Roashan. Er gehe davon aus, dass allein in diesem Jahr 16 Millionen Apple Watches über die Verkaufstische wandern. Insgesamt sollen nach IHS-Schätzung 29 Millionen Geräte verkauft werden. Wer Apple abgeschrieben habe, liege falsch, ergänzt Analyst Ben Wood von CCS Insight. Allein im ersten Verkaufsquartal hätten die Kalifornier eine Milliarde Dollar (890 Mio. Euro) mit ihrer Watch umgesetzt.

Marktbeobachter rechnen damit, dass sich in Zukunft die Menschen wieder sehr viel häufiger Uhren umbinden werden. Dabei wird die Zeitanzeige allerdings zur Nebensache. Im Mittelpunkt steht neben der Fitnessfunktion die Verbindung zum eigenen Smartphone. So kann der Nutzer mit einem Blick aufs Handgelenk nachsehen, wer ihn angerufen oder ihm Mails geschrieben hat. Die Analysefirma CCS Insight prognostiziert, dass sich der Markt mit tragbaren Computern – zu denen auch Fitnessarmbänder und Computerbrillen gehören – in den nächsten fünf Jahren auf mehr als 25 Mrd. Dollar verfünffacht.

Sportartikel-Anbieter mischen mit

Die Sportartikelbranche will den Trend nicht verschlafen, sondern mitgestalten. Fast alle großen Ausrüster bauen ihr Geschäft mit tragbaren Fitnessmessgeräten seit Jahren aus – darunter Branchenprimus Nike, Verfolger Adidas und deren aufstrebender US-Rivale Under Armour. Vor allem Jogger und Fußballer sollen auf die Geräte zurückgreifen, um ihre Leistungen zu überwachen. Geschwindigkeit, Strecke, Herzfrequenz und Armbewegungen werden mit Ortungsdaten, Landkarten und persönlichen Informationen wie Körpergewicht und Alter kombiniert. Apps werten die Informationen aus und stellen sie zu einem persönlichen Leistungsprofil zusammen.

Adidas-Chef Herbert Hainer schwärmte jüngst bei der Übernahme des österreichischen Fitness-App-Anbieters Runtastic für 220 Mio. Euro von dem Kundenpotenzial: Rund 70 Millionen Nutzer, etwa die Hälfte davon im wichtigen europäischen Markt, sind bei Runtastic registriert. Ab Oktober kooperiert auch Intel mit dem österreichischen Anbieter.

Große Aufgaben stehen bevor

Die neuen Uhranbieter haben allerdings noch einige Aufgaben zu bewältigen. So müssen potenzielle Nutzer davon überzeugt werden, warum sie ein weiteres Gerät brauchen. Ferner halten die Akkus häufig noch nicht lange genug. Auch sind Fragen des Datenschutzes nicht umfassend geklärt. "Alle Hersteller müssen bei der Benutzerfreundlichkeit und dem Mehrwert nachlegen. Das dauert noch, wird aber kommen", sagt Gartner-Analystin Annette Zimmermann. Sie empfiehlt den Anbietern, Kunden über eine Benutzerplattform an sich zu binden. Dies sei zum Beispiel Fitbit im Geschäft mit Fitness-Armbändern gut gelungen. Als Kunde des US-Konzerns kann man sich auf der Internetseite anmelden und mit anderen über sportliche Leistungen austauschen und gegenseitig anspornen.

Die Sportartikelfirmen haben allerdings nicht nur Uhren und Armbänder im Angebot, sondern wollen Biodaten auch über Kleidung und Sportgeräte aufzeichnen. Als Vorzeigeprojekt verpasste Adidas vor der Fußball-WM 2014 der deutschen Nationalmannschaft sensorengespickte T-Shirts, mit denen die Spieler trainierten. Im laufenden Jahr stellte die Firma einen Fußball vor, der ebenfalls Bewegungsdaten misst. Er wird für 200 Euro verkauft.

Doch schon längst geht die Forschung in die nächste Richtung. Laut Zimmermann versuchen sich einige Anbieter derzeit an Pflastern, die Patienten mit Hilfe von Sensoren überwachen: "Das kann in einigen Jahren vor allem für die Gesundheitsbranche spannend werden." (APA, 2.9.2015)