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Basel-Stürmer Marc Janko sorgte im Hinspiel für das Tor zum 2:1-Auswärtssieg des ÖFB-Teams gegen Moldau. In der Schlussphase sah er die rote Karte.

Foto: ROBERT JAEGER

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ÖFB-Teamchef Marcel Koller will das EM-Qualifikationsspiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er rechnet mit zweikampfstarken Moldauern.

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Wien – Die Favoritenrolle vor dem EM-Qualifikationsspiel zwischen der österreichischen Nationalmannschaft und der Republik Moldau am Samstag (20.45 Uhr) könnte kaum klarer verteilt sein: Die ÖFB-Auswahl führt die Gruppe G mit 16 Punkten an, liegt als 13. der Fifa-Weltrangliste 111 Plätze vor den Osteuropäern und könnte mit einem Sieg im Happel-Stadion bei einem Punkteverlust der Russen gegen Schweden frühzeitig das EM-Ticket lösen. Moldau hingegen spielt mit einer mageren Ausbeute von zwei Punkten als Gruppenletzter nur noch für seine Fans und die eigene Reputation.

Und trotzdem warnt der standesgemäß vorsichtige ÖFB-Teamchef Marcel Koller davor, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. "Wir müssen sterben, aber alles andere wird sich ergeben", wollte er am Dienstag das Wort "Pflichtsieg" nicht in den Mund nehmen. Vorsichtig gab sich auch Stürmer Marc Janko: "Uns Spielern ist die Schwere des Gegners bewusst, wir hatten in Moldawien ein sehr hektisches und schwieriges Spiel", erinnerte er an den knappen 2:1-Auswärtssieg im Oktober. Es war eine Partie, in der die österreichische Nationalelf mit der Spielweise Moldaus so manches Problem hatte.

Moldau fehlen zwei Leistungsträger

Am Samstag wird der moldauische Teamchef Alexandru Curtianu auf zwei Schlüsselspieler verzichten müssen: Der 28-jährige Abwehrstratege Alexandru Epureanu – mit 58 Einsätzen einer der erfahrensten Teamspieler – fällt wegen eines Kreuzbandrisses monatelang aus. Der Kapitän, der für Medipol Basaksehir, den Zwölften der türkischen Süperlig, aufläuft und früher zur Stammformation von Dinamo Moskau gehörte, ist mit einem Marktwert von 4,5 Millionen Euro der wertvollste Spieler der moldauischen Nationalelf. Artur Ionita, der beim Serie-A-Klub Hellas Verona spielt, sagte wegen Kniebeschwerden ab. Der zentrale Mittelfeldakteur sorgte im September 2014 für Fußballgeschichte: Durch ein Tor gegen den FC Turin kürte er sich zum ersten moldauischen Torschützen in der höchsten italienischen Spielklasse.

Robuste Defensivspezialisten

In der Regel versucht sich Moldau mit den typischen Mitteln des Underdogs gegen spielerisch stärkere Kontrahenten zu wehren: Eng gestaffelte Ketten machen die Räume vor dem Strafraum schwer durchdringbar, das Mittelfeld wird dichtgemacht, um gegnerische Angriffe auf die Seiten zu lenken. Das schnelle Umschalten nach Balleroberungen ist ein weiterer Eckpfeiler der Spielphilosophie. Mit Igor Armas und dem derzeit verletzten Epureanu versuchten in der laufenden Qualifikation zwei robuste und zweikampfstarke Innenverteidiger für defensive Stabilität zu sorgen. Ersetzt wird Epureanu wohl durch Victor Golovatenco oder Armas, deren Stärken ebenfalls in ihrer ausgeprägten Physis liegen. Aber auch Defensivallrounder Petru Racu kommt als Innenverteidiger infrage.

"Heutzutage kann praktisch jeder gut verteidigen, und das werden sie tun. Sie haben hinten große Kerle, dadurch werden sie auch bei Standards gefährlich sein", sagte Koller vor dem Hinspiel im Oktober und behielt recht. "Sie werden robust sein und in den Zweikämpfen voll dagegenhalten", erklärte der Teamchef vor dem Rückspiel am kommenden Samstag. Auch Basel-Stürmer Janko mahnte: "Die Moldawier haben gut verteidigt, und wir mussten aufpassen, um nicht in einen Konter zu laufen. Das gilt jetzt auch für das Spiel am Samstag."

Anfälliger Tormann

Trotz aller Konzentration auf die Defensive sind die Moldauer auf der Tormannposition nicht gut besetzt. Der 28-jährige Stammkeeper Ilie Cebanu, der heimischen Fußball-Fachleuten durch sein Engagement beim SV Kapfenberg von 2006 bis 2007 noch ein Begriff sein könnte, hat in der Strafraumbeherrschung und vor allem bei Flanken Probleme. Neun Tore kassierte die Truppe von Curtianu, die defensiv schon mal mit einer Fünferkette antritt, in der laufenden EM-Qualifikation – im Schnitt 1,5 pro Spiel also.

Moldauische Offensivflaute

Vor dem gegnerischen Tor blieben die Moldauer in den bisherigen Qualifikationsspielen bis auf wenige Ausnahmen ungefährlich, die Ausbeute ist mit drei Treffern mager. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Curtianu ein Stürmerproblem plagt. In der Regel lässt er mit einem Sturmduo spielen, dessen Besetzung er aber häufig wechselt. Acht Angreifer kamen in der EM-Qualifikation zum Einsatz, zuletzt Anatol Cheptine, der bei MFK Ruzomberok in der ersten slowakischen Liga unter Vertrag steht, und Gheorghe Boghiu vom moldauischen Klub Zaria Balti. Nur sechs Teams erzielten in der EM-Qualifikation weniger Tore. Völlig anders die Situation beim ÖFB-Team, das mit elf Treffern die offensiv erfolgreichste Nation der Gruppe ist. Die Zeichen stehen aus vielen Gründen gut für Österreich. (Kordian Prokop, 3.9.2015)