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Der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, nennt Geschäfte mit dem Iran inakzeptabel.

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Wien – "Wenn man Geschäfte macht, soll man sich nicht als moralische Instanz aufspielen": Vor dem österreichischen Staatsbesuch im Iran hat der Vizepräsident des European Jewish Congress (EJC), Ariel Muzicant, am Mittwoch Bundespräsident Heinz Fischer und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl scharf kritisiert.

Österreichs Staatsspitze und Wirtschaftstreibende würden "Mördern die Hand schütteln", sagte Muzicant. Stefan Grigat vom Bündnis "Stop the Bomb" sprach von der "Hofierung eines Regimes", an dessen terroristischen Zielen sich nichts geändert habe.

Muzicant: "Doppelmoral aufgeben"

Der frühere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde appellierte an Fischer, der vom 7. bis 9. September mit einer großen Wirtschaftsdelegation (rund 130 Firmen) nach Teheran reist, "diese Doppelmoral aufzugeben". Moralische Ansprüche und Geschäftetreiben seien nicht vereinbar. Der Iran sei mit seinem Atomprogramm weit gekommen und beim internationalen Atomabkommen "der bisher einzige Sieger dieses Deals". Die Geschäfte mit dem Iran nannte Muzicant "verwerflich und inakzeptabel". Er erinnerte daran, dass österreichische und deutsche Industriefirmen "in Nazi-Gräuel verwickelt waren".

"Erwirtschaftetes Geld wird in Terror investiert"

"Das Geld, das der Iran jetzt erwirtschaftet, wird wieder in den Terror investiert, und es wird Juden treffen", sagte Muzicant. Die jüdischen Opfer weltweit würden dann als "Kollateralschäden" abgetan. Sie würden aber nicht die einzigen Opfer sein. Er erinnerte an die Terroranschläge in Buenos Aires und Burgas (Bulgarien), die gezielt von iranischen Terroristen ausgeführt wurden und gegen Juden beziehungsweise Israelis gerichtet waren. "Wir werden nicht mehr wie 1938 tatenlos zusehen", sagte Muzicant. Die europäischen Politiker trügen die Verantwortung für ihre Aktionen. Er warnte er vor der Verharmlosung der iranischen Führung unter Hassan Rohani.

Mit harten Worten wie "Liebesdienerei" kritisierte Grigat die Eile Österreichs und Deutschlands im Iran: "Die ehemaligen Nazi-Staaten Deutschland und Österreich preschen jetzt vor." Dabei seien die Sanktionen noch gar nicht aufgehoben. Fischer setze "eine unselige Tradition" fort, habe doch sein Vorvorgänger Kurt Waldheim mit seiner Teheran-Reise als "Eisbrecher" für den "Holocaust-Leugner" gedient. Jetzt fahre Fischer als erstes EU-Staatsoberhaupt seit 2004 nach Teheran. Er solle den Staatsbesuch absagen, der dem iranischen Regime "Legitimität" verschaffe, und stattdessen iranische Exilgruppen in die Hofburg einladen. (APA, 2.9.2015)