Seit Jahren ist die IT-Branche in Fragen Online-Video gespalten: Während sich vor allem Microsoft und Apple für H.264 (und dessen Nachfolger) stark machen, lehnen andere dieses prinzipiell ab, da das Codec mit einer unsicheren Patent- und Lizenzsituation verbunden ist. Die Versuche von Google und Mozilla statt dessen mit VP8 eine freie Alternative als Standardformat für HTML5 Video durchzuboxen, sind allerdings ebenfalls gescheitert.

Allianz

Wohl nicht zuletzt angesichts der zunehmend prekärer werdenden Lizenzlage rund um H.265 scheint nun aber endlich Bewegung in die Sache zu kommen: Mit der Alliance for Open Media wurde nun eine neue Branchenvereinigung gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, freie und kostenlos zu nutzende Video- und Bildformate zu entwickeln und durchzusetzen.

(Fast) Alle mit dabei

Die Relevanz dieser Ankündigung ergibt sich aus der List der Unterstützer: Neben Google, Mozilla und Cisco gehören dazu nämlich auch die Streaming-Anbieter Netflix und Amazon sowie Intel und vor allem: Microsoft. Der Windows-Hersteller scheint also endlich bereits zu sein, sich von seinem Beharren auf H.264/H.265 zu verabschieden.

Auswahl

Bis 2016/2017 wollen all die Beteiligten nun ein Codec erstellen, das bessere Ergebnisse als H.265 liefern soll. Was man dabei als technische Basis verwenden will, ist derzeit noch unklar, Auswahl hat man zur Genüge. Am weitesten fortgeschritten ist wohl Google mit seinem VP9 und dem in Entwicklung befindlichen Nachfolger VP10. Cisco arbeitet derzeit an Thor, Mozilla wiederum an Daala.

Offene Fragen

Trotz der gemeinsamen Anstrengungen bleiben aber auch hier offene Fragen: So ist noch längst nicht gesagt, dass nicht dann trotzdem Dritte Ansprüche an einzelnen Methoden des neuen Codecs anmelden – die Patentsituation im Videobereich ist bekannt verworren. Zudem fehlt ein wichtiges Unternehmen auf der Liste der Unterstützer: Apple, das mit iOS eine wichtige Plattform unter seiner Kontrolle hat. (apo, 2.9.2015)