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Künftig wollen Heil (li.) und Plößel in Rio sogar Plastik überziehen.

Foto: ap/rehder

Rio/Berlin/Wien – Das Telefon stand nicht mehr still. Weltmedien wie CNN und BBC verlangten nach Erik Heil, dem deutschen Segler, der unfreiwillig zum Sinnbild für die großen Sorgen vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wurde.

Infektionen nach der Testregatta in der verdreckten Guanabara-Bucht schwächten seinen Körper, verursachten Schmerzen. Der mit acht Zentimetern größte von fünf Entzündungsherden an Beinen und Hüfte wurde inzwischen operativ entfernt. Nach Rummel war Heil, dem Europameister in der 49er-Klasse, eigentlich nicht zumute. "Mein Immunsystem hat schlappgemacht", sagt der 26-Jährige. Infusionen und die Einnahme eines Breitbandantibiotikums schlugen glücklicherweise an. Das Bakterium wurde als MRSA identifiziert, ein multiresistenter Keim, das sogenannte Krankenhausbakterium.

"Nachdem ich die letzten Tage komplett flach gelegen habe, geht es mir jetzt besser", sagt Heil. Doch die Sorgen im Deutschen Segler-Verband (DSV) nehmen damit nicht ab. Präsident Andreas Lochbrunner forderte eine medizinische Auswertung des Tests im Olympia-Revier an. "Die Spiele sind wichtig, aber wenn man sich dabei einer Gesundheitsgefährdung aussetzt, sage ich: Das kann es nicht sein."

Der DSV steht im Austausch mit anderen Nationalverbänden und der Weltsegelföderation ISAF. Auch der Fall des koreanischen Surfers Wonwoo Cho, der wegen Kreislaufproblemen und Erbrechen ins Spital eingeliefert werden musste, wird mit Sorge verfolgt. Eine Streichung der drei Regattastrecken in der Guanabara-Bucht wird immer wahrscheinlicher. Stattdessen könnten nur Reviere genutzt werden, die weiter draußen auf dem Meer liegen, wo die Wasserqualität besser ist. Dass die Attraktivität für die Zuseher leiden würde, wäre ein vergleichsweise geringes Übel.

Beim olympischen 49er-Test vor Rio war Heil mit Vorschoter Thomas Plößel hinter den Niederländern Peter Burling und Blair Tuke sowie den Österreichern Nico Delle Karth und Niko Resch auf Rang drei gesegelt. Delle Karth hielt fest: "Wasserkontakt mit offenen Wunden ist definitiv nicht ratsam, auch den Mund sollte man besser geschlossen haben." Man hoffe, dass sich die Situation verbessere. "Vor allem für jene, die hier leben." (sid, fri, APA – 1.9. 2015)