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Palmyra war vor dem Krieg eine wichtige Einnahmequelle im Tourismus. Seit 1980 ist das Ruinengelände Unesco-Weltkulturerbe. Nun wurde es großflächig zerstört. Der Baal-Tempel war einer der größten Tempelbauten der Antike im östlichen Mittelmeerraum.

Foto: Reuters/Nacarino

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2012 wurde das im Jahr 1095 erbaute Minarett der Umayyaden-Moschee im syrischen Aleppo im Verlauf der Kämpfe des Bürgerkriegs zerbombt.

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Damaskus – "Wir können die Zerstörung des Hauptgebäudes des Baal-Tempels sowie einer Säulenreihe in der unmittelbaren Nachbarschaft bestätigen", erklärte das Forschungs- und Ausbildungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR) am Montag. Der Uno liegen Satellitenbilder vor, die die Zerstörung des weltberühmten Tempels in der antiken Wüstenstadt Palmyra in Syrien bestätigen.

Das aktuelle Ereignis ist nur das jüngste in einer Liste der Zerstörung, die die Terrororganisation "Islamischer Staat" abzuarbeiten scheint. Erst vor einer Woche hatte der IS den antiken Tempel von Baal Schamin, ebenfalls in der Unesco-Welterbe-Stätte Palmyra, gesprengt und damit international Bestürzung hervorgerufen.

Register der syrischen Kulturgüter

Karin Bartl, Wissenschafterin in der syrischen Außenstelle des Deutschen Archäologischen Instituts in Damaskus, sieht in Zerstörungen wie die des Baal-Tempels einen Angriff auf die kulturelle Identität Syriens mit weitreichenden Folgen. "Sie bedeuten große Verluste für das kulturelle Gedächtnis der Menschheit." Nicht zuletzt wäre auch die touristische Nutzung wirtschaftlich von Bedeutung gewesen.

Bartl und das Deutsche Archäologische Institut sind Kooperationspartner im "Syrian Heritage Archive Project", das das Ziel der Erstellung eines Registers syrischer Kulturgüter verfolgt. "Erhalten, beschützen, erinnern" lautet das Motto des Projekts, das syrische Artefakte und Pläne digitalisiert, um so am Ende eine Datenbank des syrischen Kulturerbes für einen eventuellen Wiederaufbau und zum Aufbau eines Landesdenkmälerregisters zur Verfügung stellen zu können.

Ein weiterer Projektteil, der vor allem vom Museum für Islamische Kunst betreut wird, befasst sich mit der Dokumentation von kriegsbedingten Schäden an Kulturgütern. Diese werden auf Satellitenbildern markiert und in Datenbanken archiviert.

Gefährliche Arbeit

Die Daten werden in Form von Fotos und Beschreibungen teilweise unter gefährlichen Umständen von zahlreichen Aktivisten und Initiativen in Syrien gesammelt. Auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der syrischen Generaldirektion für Altertümer und Museen (DGAM) in Damaskus sammeln Daten vor Ort, Namen werden aus Sicherheitsgründen geheim gehalten.

Laut der DGAM und der "ASOR Syrian Cultural Heritage"-Initiative in den Vereinigten Staaten ist die konzertierte Zerstörung von Kulturgütern in Syrien schon weit fortgeschritten. Mehr als 30 Prozent fielen nach deren Schätzungen bereits in vielen Bereichen dem Bürgerkrieg zum Opfer. (mhe, 1.9.2015)