Wien – Am Bildschirm dem eigenen Porträt beim Älterwerden zuschauen, aus Faktoren wie Familienstand, Bildung, Gesundheit und Alkohol- und Zigarettenkonsum die eigene Lebenserwartung berechnen lassen oder den "Familiensimulator" ausprobieren, der eine Ahnung vermitteln will, wie viele Kinder man aufgrund der persönlichen Situation bekommen könnte: Die Macher der Ausstellung "100 Jahre alt werden – aber wie", die vom Sozialministerium in Partnerschaft mit dem Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital für kommende Woche nach Wien geholt wird, haben sich einiges überlegt, um die Wissenschaftsdisziplin der Demografie einer breiten Öffentlichkeit und besonders jungen Menschen zu vermitteln.

"Wir haben gezielt und konsequent die Tablet-Technologie eingesetzt, um die Materialien aus der empirischen Sozialforschung zum Sprechen zu bringen", erläutert Andreas Edel vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und Leiter von Population Europe, einem Netzwerk von dreißig demografischen Forschungseinrichtungen in Europa, das Konzept. "Demografie betrifft das Leben in allen Aspekten. Wir wollten weg von den Fachterminologien und hin zu Texten, Grafiken und interaktiven Elementen, die Nichtwissenschafter gut verstehen."

Zwischen Statistik und Alltag

Wie steht es um meine Chancen, 100 Jahre alt zu werden? Woher werden meine zukünftigen Nachbarn kommen? Gibt es eine Formel für ein gesundes Älterwerden? Wie werden die Jungen sein, wenn ich alt bin? Der Weg durch die Ausstellung führt entlang eines Lebensweges vom Kindes- bis zum Seniorenalter und beleuchtet Themen wie Familie, Migration, Gesundheit, Solidarität im Alter und zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen, erzählt Edel. Dabei werde immer auch versucht, den Bogen zum Alltag des einzelnen Ausstellungsbesuchers zu schlagen. "Wir möchten die Begriffe in die Lebenswirklichkeit zurückholen."

Von Wissenschaftern des Wittgenstein Centre kommt eine interaktive Grafik, die alle globalen Migrationsströme vor Augen führt. Nach Europa kamen zwischen 2005 bis 2010 etwa 10,5 Millionen Menschen, 2,7 Millionen zogen weg. Am größten war aber die innereuropäische Migration. Nordamerika hat im selben Zeitraum acht Millionen Menschen aufgenommen, knapp zwei Millionen zogen weg. Bis auf Westasien sind die Bilanzen aller anderen Weltregionen dagegen negativ.

Die Besucher – die Schau eignet sich bereits für 14-Jährige – sollen auch animiert werden, vorausblickend zu denken: "Was kann ich schon in jungen Jahren tun, um meine Chancen im Leben zu verbessern?", lautet die zentrale Frage. Bildung bestimmt die Chancen im Alter. Eine Gesellschaft, die immer älter wird, Senioren, die länger gesund bleiben: Man müsse sich auch auf diese Lebensphase vorbereiten. Die Ausstellung war bereits in einer ganzen Reihe europäischer Städte von Budapest bis Belfast zu Gast, weitere Orte und Übersetzungen werden folgen.

Pac-Man zeigt Sterblichkeit

Die Besucher bekommen eine Passwortkarte, um sich von zu Hause aus über eine Webpage weiter in die demografischen Inhalte vertiefen zu können. Langfristig sei auch eine eigene App geplant, sagt Edel. Allerdings nur in der Ausstellung kann man ein "Demografie-Pac-Man"-Spiel absolvieren, in dem man sich durch Symbole für lebensverlängernde Aktivitäten wie Sport oder gesun- des Essen oder lebensverkürzende (Hamburger, Zigaretten) frisst. (pum, 2.9.2015)