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"Die Art und Weise wie Empfehlungen der Österreichischen Krebshilfe erstellt werden, entspricht nicht internationalen Standards", moniert Gerald Gartlehner von der Donau-Uni Krems.

Foto: Österreichische Krebshilfe/APA

Krems – Es klingt einleuchtend: Krebs-Früherkennung soll Leben retten. Sie birgt aber auch Risiken im Sinne von falsch-positiven Befunden und unnötigen Behandlungen. Eine Analyse des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie der Donau-Uni Krems hat nun die Qualität von deutschsprachigen Informationsbroschüren zum Thema Krebs-Früherkennung unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Das österreichische Angebot schneidet am schlechtesten ab. Ein weiteres Detail: Keine der 22 analysierten Informationsunterlagen ist ohne Mängel.

Die Evaluation basierte dabei auf dem AGREE-Instrumentarium (Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation) sowie auf den Richtlinien des Institute of Medicine. Das heißt, die Qualität der Informationsprodukte wurde auf Faktoren wie Evidenzbasierung, patientenorientierte Ergebnispräsentation, sprachliche Darstellung von Risiken usw. geprüft.

"Viel Verbesserungsbedarf"

Die Informationsmaterialien der Österreichischen Krebshilfe hatten die größten Defizite. Nur 35 Prozent der Kriterien wurden erfüllt, lautet das Fazit der Wissenschafter. Nur wenig besser – mit 38 Prozent Zielerreichung – schnitt die Deutsche Krebshilfe ab. Die Informationsprodukte der Krebsliga Schweiz waren zu 47 Prozent zufriedenstellend. Das beste Ergebnis erzielte die Deutsche Krebsgesellschaft, deren Info-Broschüren 82 Prozent der Kriterien erfüllten.

Zusätzlich werden in Österreich Untersuchungen empfohlen, die in Deutschland und der Schweiz abgelehnt werden, weil sie nicht evidenzbasiert sind, kritisierten die Studienautoren. In der Untersuchung wurden Informationsmaterialien zu Brust-, Gebärmutterhals-, Darm- und Prostatakrebs der Krebshilfe-Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auch dahingehend analysiert, wie sehr die Information auf aktuellem Wissen basiert und wie verständlich die zu erwartenden Risiken und Folgen erklärt sind.

"Die österreichischen Informationsmaterialien bieten den Menschen keine optimalen Entscheidungsgrundlagen. Es besteht viel Verbesserungsbedarf", konstatiert Studienautorin Julia Hofmann. "Die Art und Weise wie Empfehlungen der Österreichischen Krebshilfe erstellt werden, entspricht nicht internationalen Standards: Interessenskonflikte werden nicht transparent gemacht, Risiken der Untersuchungen werden verheimlicht und der mögliche Nutzen einseitig hervorgehoben", kritisiert Koautor und Leiter des Departments, Gerald Gartlehner. (APA, red, 1.9.2015)