Eine von vielen sehr breiten, sehr leeren Straßen in Pjöngjang.

Foto: Niko Alm

Auf dem großen Platz vor dem Stadion wird die Choreografie für einen Fackelmarsch geprobt.

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Neben dem Kim-Il‐sung-Platz. Geduldig wird – oft stundenlang – auf die Probe gewartet.

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An der Ecke des Kim-Il-sung-Platzes gibt es ein Wiener Kaffeehaus.

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Ein Kohlekraftwerk sorgt für Smog in Pjöngjang.

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"Große Führer": Die Statuen des Mansudae-Monuments sind 20 Meter hoch und aus Bronze. Kim Jong‐il trägt Parka. Details wie der Reißverschluss sind liebevoll ausgearbeitet.

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Im Kriegsmuseum liegt die gekaperte USS Pueblo der US-Marine.

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In der sogenannten "Großen Studienhalle des Volkes", einer Bibliothek und Volkshochschule, wird auch Englisch unterrichtet.

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"Music Appreciation Area": Hier können CDs ausgeliehen und angehört werden.

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Nicht alle Gerichte in Nordkorea waren so ansprechend und wohlschmeckend wie diese kalte Nudelsuppe.

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Die 17 U-Bahn-Stationen in der nordkoreanischen Hauptstadt erinnern sehr an Moskau. Die U-Bahn-Waggons stammen aus der DDR. In jedem Abteil hängen die Bilder der beiden Großen Führer.

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22. August Chuch'e 104. Um 16.30 Uhr nordkoreanische Zeit läuft das Ultimatum an Südkorea ab. In Seoul ist es bereits fünf Uhr Nachmittag. Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK), so der offizielle Name des Landes von Diktator Kim Jong-un, hat eine eigene Zeitrechnung und seit dem 15. August, dem Jahrestag der Befreiung von der japanischen Herrschaft, auch eine eigene Zeitzone. Gleichzeitig landet Laibach wieder in Ljubljana. Die slowenische Band hat eine intensive Woche in Nordkorea hinter sich, die damit endet, dass Kim Jong-un nach militärischem Geplänkel an der Demarkationslinie eingangs erwähntes Ultimatum an Südkorea stellt. Die Ereignisse stehen in keinem inhaltlichen Zusammenhang zueinander.

Laibach in Pjöngjang ist ein Projekt, das der norwegische Polyartist Morten Traavik ("Der Norweger, dem Kim Jong-un vertraut") ein Jahr lang geplant hatte. Im Juni kündigt er die "kulturelle Vereinigung", wie er es nennt, der Weltöffentlichkeit an. Die mitgelieferten Bilder im Stil choreografierter Massendemonstrationen sind stimmig, und die Medien kennen die Band zumindest so gut, dass weltweit davon Notiz genommen wird.

Politische Korrektheit

Die Auseinandersetzung mit Nordkorea ist schwierig. Zu leicht gleitet man in Sarkasmus ab. Und Gerüchte verzerren die ohnehin schon schwer verständliche Realität der DVRK weiter. Ein Beispiel einer Legende aus jüngster Zeit: Exekutionen hochrangiger Funktionäre mittels Flak, weil Kim Jung-un gesagt haben soll, es möge "kein Atom des Verräters übrigbleiben". Die Unterscheidung von Mythos und Wahrheit auch harmloserer Geschichten gelingt oft erst vor Ort. Das erschwert die Recherche natürlich erheblich.

Bei Laibach wäre es einfacher, Fakten in Erfahrung zu bringen. Doch auch die journalistische Auseinandersetzung mit der Band gestaltet sich seit Jahrzehnten schwierig. Die Frage, warum Laibach Nordkorea bespielen will, quittieren manche Medien zunächst mit der "Erschließung eines neuen Marktes". Der publizistische Mainstream ist grosso modo ironiefrei. Wenn Laibach und Nordkorea dann aufeinandertreffen, liegen Fehlinterpretationen und Kurzschlüsse auf der Hand.

Pop in Pjöngjang?

Die mediale Aufarbeitung des Laibach-Auftritts am 19. August ist dementsprechend von großem Unverständnis geprägt. Auch die bemüht deskriptiven Berichte sparen typische Rock- und Nordkorea-Klischees nicht aus, die von der unreflektierten Annahme ausgehen, dass Pop in Pjöngjang wie im Rest der Welt konsumiert würde und die Menschen auf die Slowenen geradezu gewartet hätten. Tatsächlich ist die Teilnahme an so einem Konzert für die normale Bevölkerung völlig ausgeschlossen. Auch kennt in der DVRK niemand nur eine Sechzehntelnote von Laibach. Recherche wird kurzerhand zugunsten einer blumigen, aber schiefen Kontextualisierung gar nicht erst angestellt.

Natürlich gibt es auch Journalisten wie Christoph Giesen, der sich vor der Reise intensiv mit Laibach beschäftigt und Nordkorea schon selbst dreimal zuvor bereist hatte. Er produziert einen faktendurchzogenen Text für die "Süddeutsche Zeitung" ("Die dritte Sonne", kostenpflichtig). Ganz anders Georg Diez, der im "Spiegel" seine persönliche Abrechnung mit der Band sucht und einen Kurzschluss nach dem anderen in einem sprachverspielten Scherbengericht produziert ("Im Disneyland des Faschismus"): "Sie hatten, für Künstler besonders tragisch, ihren eigenen Tod überlebt und zogen nun wie Zombies herum, mit bodenlangen Schlachtenmänteln, die sie hätten ablegen können, wenn sie gewollt hätten, wenn sie nicht selbst angefangen hätten, sich mit ihrer eigenen Pose zu verwechseln." Ein wenig Beschäftigung mit Laibach hätte wohl einen Großteil der Formulierungen obsolesziert.

Prinzip der Überidentifikation

Natürlich musste Laibach den Dampfhammer nach der Zertrümmerung des Ostblocks aus der Hand legen, aber das von ihnen gepflegte Prinzip der Überidentifikation hatten sie derweil perfektioniert. Jedes Laibach-Album ist ein Konzeptalbum, das beim Hörer immer die Zufriedenheit hinterlässt, sich einem sehr durchdachten Stück Kunst gewidmet zu haben. Kein Gesamtwerk einer Band auf diesem musikalischen Niveau ist dermaßen ausdifferenziert wie jenes von Laibach. Keines. Man vergleiche nur die Alben "Volk", "Kunst der Fuge" oder das neueste, "Spectre", das erste Elektroalbum von Pionieren elektronischer Musik.

Aber moralische Überlegenheit lässt sich natürlich auch mit einfachen Erklärungsversuchen demonstrieren: Kooperation mit dem Regime, Provokation schlichter Gemüter und so weiter, und so fort. Laibach mit "Hitlerei", wie Diez es nennt, abzutun, ist politische Überkorrektheit, die geradewegs in die Selbstzensur führt. Die Anweisung zu moralisch richtigem Denken unterscheidet die Patrouillen der Political Correctness nicht viel von einem Regime, das seine Bürger offiziell in Loyale, Wankelmütige und feindlich Gesinnte klassifiziert.

Nordkoreanische Legenden

Wie sehr trifft also zu, was wir über Nordkorea wissen? Stimmt es, dass die U-Bahn nur eine Show für Touristen ist? Schneiden Friseure wirklich nur nach Façon "Kim Jong-un"?

Eine Reise nach Pjöngjang, um Laibach zu sehen, hilft, hier Antworten zu finden. Es ist die Chance, an einem außergewöhnlichen Ereignis teilzunehmen, und – noch spannender – die Interaktion von Nordkorea mit dem Rest der Welt dabei von beiden Seiten zu erleben.

Für den Ablauf der Reise gibt es ein (individualisiertes) Protokoll, an das sich jeder Tourist zu halten hat und für dessen Einhaltung persönliche Guides verantwortlich sind.

Simon Cockerell, Chef des größten Veranstalters für Nordkorea-Reisen, Koryo Tours, fasst das knapp einstündige Briefing einen Tag vor Abflug kurz zusammen: Fragen, bevor man ein Foto macht, und nicht umherlaufen ("Basically you ask before you take a picture and you don't wander around"). Die nordkoreanische Fluglinie Air Koryo bringt unsere Reisegruppe von Peking nach Pjöngjang. Am Flughafen werden wir von Guides in Empfang genommen – unsere Pässe und Visa ebenso.

"You don't wander around"

Der erste Stopp auf dem Weg zum Hotel Koryo kombiniert gleich alles, was es die folgenden Tage immer wieder zu sehen geben wird: erstens ein Monumentalbau, in dem Fall ein Triumphbogen, der sein Pariser Gegenstück um einige Meter übertrifft, und zweitens tausende Kinder, die auf dem Gelände daneben ihre Choreografie für den Fackelmarsch einstudieren.

In Pjöngjang dürfen wir – entgegen verbreiteter Annahme – alles fotografieren, im Rest des Landes, das kaum jemand zu sehen bekommt, ist das nur sehr eingeschränkt möglich. Auch Telefon und Laptop können unbehelligt nach Nordkorea eingeführt werden. Die Kontrolle passiert ohnehin auf anderem Weg: Die Schere im Kopf ist in Nordkorea ständiger Begleiter. Die Guides erinnern durch ihre permanente Anwesenheit daran. Die Unterkunft darf nur mit diesen Reisebegleitern verlassen werden. Alles wird gemeinsam unternommen. You don't wander around.

Schaufenster in die Mangelwirtschaft

Dabei wäre schon rund ums Hotel viel Interessantes zu entdecken. In den weitgehend auslagenfreien Straßen befinden sich versprenkelt Bars und spartanische Schaufenster in die Mangelwirtschaft, die von innen gesehen werden wollen. Denn vieles bleibt von außen verborgen, wie die geheime "deutsche" Bar, die wir dann am ersten Tag besuchen. An massiven Holztischen wird Wurst mit Sauerkraut und Bier serviert. Der Markenalkohol kommt aus dem Westen, bezahlt wird in Euro.

Das System hätte uns gerne im Hotel mit seinem simulierten Komfort aus Karaokebar, Pool und wirklich gutem nordkoreanischem Craftbeer behalten, doch irgendwie werden wir doch ausgespuckt in dieses unsichtbare Pjöngjang, das gleichzeitig offenbart, welcher zukünftige Herrscher hier im Hintergrund seine Macht entwickelt: der Kapitalismus.

Evident wird das beim nächsten außerprotokollarischen Programmpunkt der Tour, die von einem Monumentalbau zum nächsten führt: einem Besuch im Supermarkt, in dessen hinterem Winkel eine Wechselstube eingerichtet ist, die Euros, Dollars und chinesische Yuan zum inoffiziellen Kurs tauscht, der 80-mal so hoch ist wie der offizielle (1 US-Dollar = 100 Won). Die Waren, die man dort kaufen kann, werden zu einem guten Teil importiert. Die Marken sind bekannt aus den USA, China und Europa. Nur südkoreanische Ware gibt es tatsächlich nicht.

Die Suche nach transportfähigen Souvenirs gestaltet sich daher schwierig, soll nicht Kraft oder Nestlé draufstehen. Schlussendlich werden es mit Zucker ummantelte Bohnen, die auch halbwegs gut verpackt sind. Keine Selbstverständlichkeit, denn in den Gefriertruhen stapelt sich unverpacktes Geflügel, bei dem Gefrierbrand noch der geringste Mangel sein dürfte.

Virtuelle Realität

Essen, das ist generell eine eher virtuelle Realität – die Qualität der Zutaten, insbesondere Fleisch, erreicht nicht das gewohnte Niveau. Brust-oder-Keule-Luxus für Touristen, die nicht wenig für ihr All-in-Package bezahlen. Mehr geht hier aber nicht, und was üblicherweise auf den Tisch kommt, dürfte oft nicht viel mehr als eine Mischung aus Wasser und Mononatriumglutamat (MSG) sein. Die Mahlzeiten werden auch nicht in echten Restaurants eingenommen, sondern in den Einrichtungen des koreanischen "Reiseveranstalters" KITC, bei dem auch die Guides angestellt sind.

Nur Zeitgeschichte

Die Wege durch Pjöngjang sind immer die gleichen. Es ist, als führe man ständig die Ringstraße im Kreis, aber nicht, um die Sehenswürdigkeiten nacheinander zu sehen, sondern in erratischer Abfolge. Die Geschichten bei den Monumentalbauten, von denen immer Porträts der beiden Sonnen (Kim Il-sung und Kim Jong-il) lächeln, ähneln einander sehr. Kein Wunder, die Protagonisten und Ereignisse, denen sie gewidmet sind, sind mehr als überschaubar. Denn nach koreanischer Zeitrechnung, die mit der Geburt des "Ewigen Präsidenten" Kim Il-sung 1912 beginnt, befinden wir uns erst im Jahr "Chuch’e 104". Historische Ereignisse sind spärlich und konzentrieren sich auf den Koreakrieg und damit auf Jahre 1950 und 1953.

Im Kriegsmuseum erfolgt eine detailreiche Aufarbeitung dieser Periode. Es ist damit auch das Museum eines Staates, in dem Geschichte nur Zeitgeschichte ist. Ausgestellt wird unter anderem das 1968 eroberte US-amerikanische Spionageschiff USS Pueblo. Ein kurzer, verpflichtender Film erklärt Besuchern, wie dieses Kunststück gelungen ist. Ein zweiter Film handelt davon, "wer die wirklichen Aggressoren" im Koreakrieg waren.

Durch die Luftschleuse in Kim Jong-ils Sterbeabteil

Die Liebe zur detaillierten Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte spiegelt sich aber in keinem Bauwerk so wider wie im Kumsusan-Palast der Sonne, dem Mausoleum der beiden "Großen Führer", das sich dem Wirken der beiden dort aufgebahrten Staatsoberhäupter widmet. Fotos, unzählige Orden, mehrere Mercedes, der Golfwagen des Führers und eine Yacht werden dort ausgestellt.

Auch zu sehen ist der Zugwaggon, in dem Kim Jong-il an einem Herzinfarkt verstorben ist, und zwar so, wie er zum Zeitpunkt seines Todes eingerichtet war – inklusive aufgeklapptem MacBook Pro von Apple und gelbem Ethernet-Kabel. Bilder dürfen nicht gemacht werden, Kameras und Telefone sind hier verboten. Auch Staub muss draußen bleiben: In einer Luftschleuse beim Eingang wird man mittels Gebläse gereinigt.

Zu Gast bei der Staatssicherheit

Bis zum Tag des Konzerts ist es unklar, ob unsere fünfköpfige Reisegruppe Laibach auch sehen darf – und wo. Reiseveranstalter Cockerell steht in permanentem Austausch mit Organisator Traavik. Der Ort wurde mehrfach verlegt, und schließlich landen Band und Fans im Theater der Staatssicherheit. Die "Freunde der Band" dürfen auch zusehen, gemeinsam mit etwa tausend Nordkoreanern und 200 Diplomaten. Natürlich gibt es nur Sitzplätze. Wir dürfen hinter dem ersten Rang und den Botschaftern die Plätze frei wählen.

Traavik eröffnet den Abend mit einer kurzen Rede, die er sicherheitshalber vom Blatt liest. Die Worte sind knapp und sorgfältig gewählt. Eine rhetorische Unachtsamkeit kann hier unerwünschte Nebenwirkungen haben. Weniger für ihn als für seine nordkoreanischen Partner, deren Vertrauen er sich in gut einjähriger Vorbereitung erarbeitet hatte. Denn sie wussten alle, worauf sie sich bei Laibach eingelassen hatten. Soweit man Laibach überhaupt verstehen kann – was ja auch außerhalb Nordkoreas vielen nur schwer gelingt.

Keine Reise zum Mt. Paektu

Und so hatten die Zensoren ein hartes Stück Arbeit, die vorab eingereichten Visuals und Texte zu sichten und Änderungsvorschläge auszuarbeiten. Geändert wurde von der Band freilich nichts, nur gestrichen. Aus dem schon freigegebenen Set mussten kurzfristig einige Nummern herausgenommen werden, wie Sängerin Mina Špiler nach dem Konzert verrät. Darunter auch eine Version des nordkoreanischen Pophits "We will go to Mt. Paektu".

Aber es tut nichts zur Sache. Egal womit Laibach antreten, es wird immer Laibach sein und mit Symbolik nicht gespart: "The Final Countdown", "The Whistleblowers", "Opus Dei" ("Live is Life") schaffen es ins Set, das letzten Endes nur aus neun Nummern besteht. Dabei auch "Edelweiß" aus dem weltberühmten und in Österreich de facto unbekannten Film und Musical "The Sound of Music". Über der Bühne läuft eine LED-Zeile mit koreanischen Untertiteln. In den Projektionen sind Blumen und eine Sonnen zu sehen, aber nicht in der in der DVRK gebräuchlichen Variante als Symbol für die Großen Führer. In die Visuals zu "Across the Universe" haben die Zensoren gerüchteweise eine nordkoreanische Rakete reklamiert.

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Laibach ist die erste westliche Band mit einem Auftritt in Nordkorea.
Foto: AP/Dita Alangkara

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Das Publikum im Theater der Staatssicherheit.
Foto: AP/Dita Alangkara
Der Blick auf die Bühne.
Foto: Niko Alm

Nach einer Wiederholung der ersten Nummer "The Whistleblowers" endet die wohl ungewöhnlichste und kürzeste Laibach-Show, die jemals stattgefunden hat, und das Publikum verdünnt sich binnen Minuten auf die wenigen mitgereisten Fans. Es sind wohl keine 20, und zieht man jene ab, die persönliche Beziehungen zur Band haben, sind es eher nur fünf. Diese dürfen dann sogar zum Aftershow-Bankett in den Diplomatischen Klub mitkommen.

Am Tag darauf sollten Laibach noch eine zweite Show in einer Musikhochschule spielen. Špiler erzählt, dass es aber technisch unmöglich gewesen wäre und deswegen als Ersatzprogramm eine Akustikversion von "Across the Universe" geplant gewesen wäre. Laibach unplugged? Das gibt es nur in Pjöngjang. Aber daraus wird nichts, sondern Laibach selbst zum Publikum in einem Konzert für die Band.

Traavik, der Regisseur des Hypertheaters

Ein Projekt in Nordkorea erfordert Geduld und Flexibilität. Traavik bringt beides in überdurchschnittlichem Ausmaß mit. Durch verschiedene Projekte in vielen künstlerischen Genres auf schwierigem Terrain geschult, hat er sich zuvor schon mehrmals an Nordkorea gewagt, unterstützt vom Norwegian Arts Council, das auch die "kulturelle Vereinigung" mit Laibach förderte und bezahlte.

Ist es angesichts des betriebenen Aufwands angemessen, dieses Ereignis als Clowneske abzutun? Billige Provokation könnte man wesentlich einfacher haben.

Kultureller und künstlerischer Austausch können natürlich als Feigenblätter für ein Regime dienen. Doch die Frage ist: Wer hat hier wen instrumentalisiert? Alle einander?

Die beteiligten Akteure setzen sich jener Kritik aus, mit der Kunst, die Grenzen überschreitet, immer konfrontiert ist. Zwei Dinge sind mit Bestimmtheit eingetreten: Morten Traavik hat das verborgene Narrativ Nordkoreas mit den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ein Stück weiter offengelegt. Und Laibach hat einmal mehr bewiesen, dass die Band die Kunst der Überidentifikation beherrscht wie sonst niemand. Der Besuch in Nordkorea war nicht mehr und nicht weniger als die Perfektion dieses Prinzips. (Niko Alm, 1.9.2015)