Bild nicht mehr verfügbar.

Auch die OMV ist allem Anschein nach bei Nord Stream 2 dabei.

Foto: reuters/bader

Auf der Südroute ist kein Vorankommen, nun soll der Durchbruch im Norden gelingen: Einem Bericht der Tageszeitung "Kommersant" nach sind die Verhandlungen über die Erweiterung der Ostseepipeline schon fast unterschriftsreif. Nord Stream 2 heißt das Projekt, dessen Durchflusskapazität ebenso wie bei seinem Vorgänger 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr beträgt. Auch die Route bleibt die gleiche – vom nordwestrussischen Wyborg führen die zwei neuen Stränge rund 1250 Kilometer durch die Ostsee bis nach Greifswald.

Russland sieht in dem Projekt eine Möglichkeit, die Ukraine als Transitland zu umgehen. Die Beziehungen der slawischen Nachbarn sind gespannt. Neben den politischen Differenzen zwischen Kiew und Moskau gibt es seit Jahren auch wirtschaftlichen Streit um die Bezahlung der russischen Gaslieferungen und die Verrechnung des Transits. Nach 2019 will Russland daher seine Gaslieferungen nach Europa nicht mehr durch ukrainisches Territorium leiten. Zu dem Zeitpunkt soll der erste Strang von Nord Stream 2 in Betrieb gehen.

OMV-Chef lange in Moskau

Von westlicher Seite gibt es ebenfalls Interesse: Neben Eon und Wintershall, die bereits bei Nord-Stream-Partner von Gasprom sind, wollen auch Royal Dutch Shell, die österreichische OMV und die französische Engie in das Projekt einsteigen. Die OMV war lange Zeit an dem von der EU forcierten Southstream-Konkurrenten Nabucco beteiligt, bis das Projekt 2013 eingestellt wurde.

Seitdem sucht man nach Alternativen für die Gasversorgung. Der Deutsche Rainer Seele, der erst im Juli den Chefposten bei der OMV übernommen hat, wurde schnell mit Gazprom einig. Seele hat enge Verbindungen nach Moskau. Vor seiner Zeit als Wintershall-Chef leitete er jahrelang dessen zusammen mit Gazprom betriebenes Joint Venture Wingas.

Am Freitag empfing ihn Gazprom-Chef Alexej Miller in Moskau, um über die Vorbereitungen zur Unterzeichnung eines Aktionärsabkommens für Nord Stream 2 zu besprechen. Sowohl Seele, als auch Shell-CEO Ben van Beurden sollen Gäste des russischen "Wirtschaftsforums Ost" in Wladiwostok sein. Die Tageszeitung Kommersant berichtete daher unter Berufung auf Verhandlungskreise, das Abkommen werde eben bei jenem Forum unterzeichnet.

Irritierender Ort

Milliardenschwere Verträge werden traditionell auf größeren Wirtschaftsforen abgeschlossen. In dem Fall ist der Ort allerdings irritierend, handelt es sich doch bei Nord Stream 2 um ein rein europäisches Energieprojekt, während das Forum in Wladiwostok eigentlich die russische Wende gen Osten demonstrieren soll.

Aus Imagegründen wäre dies problematisch für Russlands Führung, da es – mit China gibt es nichts Ähnliches – ein Verzögern der Ostkehre anzeigt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow widersprach daher schnell den Berichten: "Soweit ich weiß, stimmt diese Information nicht", sagte er zur geplanten Vertragsunterzeichnung in Wladiwostok. Allerdings sei die Liste der beim Forum geplanten Energieverträge noch nicht endgültig, schränkte er ein. Aus Verhandlungskreisen heißt es ungeachtet dessen, dass Nord Stream 2 faktisch unterschriftsreif ist. (André Ballin, 1.9.2015)