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Der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka fordert neue Mittelschulen – aber keine "Neuen Mittelschulen", sondern klassische Gymnasien.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Die Wiener Parteien forcieren im Wahlkampf das Thema Bildung. Am Montag forderte ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka einen Ausbau der Gymnasien. Derzeit gibt es in Wien 94 Standorte, diese sollen in der kommenden Legislaturperiode auf 100 aufgestockt werden. Juraczka ortet in Wien aber eine gegensätzliche politische Entwicklung: "Das Gymnasium wird ganz bewusst ideologisch ausgedünnt", sagte Juraczka und verwies auf die rot-grüne Koalition. Die letzte öffentliche AHS-Unterstufe sei vor 13 Jahren eröffnet worden.

Gymnasium "erfolgreichste Schulform"

Die Stadt würde hingegen auf den Ausbau der Neuen Mittelschule (NMS) sowie der Wiener Mittelschule (WMS) setzen. Der Unterricht in der WMS erfolgt laut Stadtschulrat nach dem AHS-Lehrplan. Für Juraczka ist das Gymnasium aber weiter die "erfolgreichste Schulform", die er als "Cash Cow" der österreichischen Bildungslandschaft bezeichnete. Diese müsse "eine Renaissance erleben". Die Ausgaben pro Schüler eines Gymnasiums seien geringer als jene pro Schüler einer Neuen Mittelschule. In Tests würden Schüler eines Gymnasiums, also einer Bundesschule, dennoch besser abschneiden.

Oxonitsch: ÖVP bremst ÖVP

Wiens Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) sagte in einer ersten Reaktion, dass die Forderungen der Stadt-ÖVP von der Bundes-ÖVP gebremst würden. Der weitere Ausbau von Schul-Standorten scheitere "an der völlig unverständlichen Forderung des Finanzministeriums an das Unterrichtsministerium, 300 Millionen Euro einzusparen". Wenn die Wiener ÖVP neue Standorte fordere, sei das mit der Sparvorgabe von ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling "nicht nachvollziehbar".

Vom Bund werden in den kommenden Jahren zwei neue AHS-Standorte in der Seestadt Aspern und in der Steinbruchstraße in Wien-Penzing errichtet. Nach Informationen des STANDARD ist geplant, die Unterstufen jeweils als Wiener Mittelschulen – mit AHS-Lehrplan – und nicht als Gymnasium zu führen.

Juraczka sprach sich auch für die Einführung des Fachs "Politische Bildung" ab der sechsten Schulstufe aus. Schüler, die dem Unterricht in Deutsch nicht folgen können und als außerordentliche Schüler geführt werden, müssten in eigenen Förderklassen für "maximal ein halbes Jahr" auf den Regelunterricht vorbereitet werden. Die geplanten Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge seien ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Neos: Keine Trennung zwischen Kindergarten und VS

Die Neos treten hingegen für ein gemeinsames Bildungssystem für Drei- bis Zehnjährige ein. Die Trennung zwischen Kindergarten und Volksschule müsse aufgehoben werden. Geht es nach Neos-Chef Matthias Strolz, sollen alle Pädagogen künftig auch eine Uniausbildung absolvieren müssen. (krud, 31.8.2015)