Vor einem Bewerbungsgespräch sollte gegebenenfalls abgeklärt werden, ob die Räumlichkeiten auch barrierefrei sind, rät Heidemarie Egger.

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Die Gruppe von Jobsuchenden mit Behinderung ist zwar so unterschiedlich, dass es nicht einfach ist, allgemeine Ratschläge zu geben. Ein paar Dinge lohnt es sich dennoch allgemein zu beachten oder darüber nachzudenken.Die fünf Tipps basieren zum einen auf eigenen Erfahrungen und zum anderen auf Dialogen mit Unternehmen:

1. Zeigen, was man kann

Wenn man selbst die eigenen Kompetenzen in den Vordergrund stellt, können das auch die Gesprächspartner in den Unternehmen. Der Behinderung sollte soviel Raum gegeben werden, um dem Unternehmen zu zeigen, welche Auswirkungen und vor allem Nicht-Auswirkungen es auf den beruflichen Alltag hat.

2. Beratung ist wichtig

Es gibt sehr viele unterschiedliche Behinderungen, daher gibt es auch viele unterschiedliche Beratungsstellen zum Thema Arbeit und Behinderung. Viele mögen sich jetzt vielleicht denken; So eine Unterstützung brauche ich nicht, wie schaut denn das aus, wenn mich da jemand zum Bewerbungsgespräch begleitet? Inwiefern die Beratungsstellen unterstützen, ist jedoch immer individuell.

Der Vorteil liegt in der Expertise der Berater und oftmals auch in deren Netzwerken aus Unternehmen. Wir vernetzen gerne zur richtigen Organisation, einfach eine Anfrage an das Service Center stellen. Einen Überblick aller österreichischen Arbeitsassistenzen gibt es hier.

3. Behinderung ansprechen

Ob die Behinderung im Bewerbungsschreiben thematisiert werden soll oder nicht, wird kontrovers diskutiert. Viele Berater raten davon ab.

Wir raten aber dazu, in der Bewerbung die Behinderung unspezifisch zu erwähnen. Das Ansprechen der eigenen Behinderung kann durchaus einen Vorteil im Auswahlverfahren bedeuten. In unserer Jobbörse findet man nur Unternehmen, die auch nach Mitarbeitern mit Behinderung suchen.

Ein Beispiel für das Motivationsschreiben: "Ihre Stellenanzeige habe ich über die Jobplattform Career Moves gefunden und gehöre der von Ihnen angesprochenen Zielgruppe der Jobsuchenden mit Behinderung an."

Kommt dann der ersehnte Anruf und die Zusage für ein Bewerbungsgespräch, sollte bei Bedarf vorab die Barrierefreiheit abgeklärt werden. Dadurch wird einem selbst und der Ansprechperson im Unternehmen die Chance für eine respektvolle und angenehme Gesprächssituation gegeben.

4. Der eigene Experte sein

Es gibt die unterschiedlichsten Behinderungen. Das Gegenüber im Bewerbungsgespräch ist mit Sicherheit kein Experte. Daher liegt es am Bewerber und an der Bewerberin das Expertenwissen über ihre Behinderung und die alltags- und berufsspezifischen Zusammenhänge darzustellen.

Ein Beispiel dafür: Ein zukünftiger Vorgesetzter glaubt, jemand mit einer Höreinschränkung könne nicht gut in einem Sekretariat eingesetzt werden, da damit ja das Telefonieren nicht gut möglich sei. Als Bewerber sollte man hier proaktiv erklären, dass es technisch beispielsweise die Möglichkeit einer Induktionsschleife gibt.

Auf diese Weise wird Unwissenheit und Vorurteilen selbstbewusst und vorbereitet begegnet und Jobsuchende überzeugen ihr zukünftiges Unternehmen von den eigenen Stärken.

5. Seine Rechte kennen

In Österreich gibt es das Behinderteneinstellungsgesetz zur Integration von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Unternehmen darüber nicht genügend informiert sind. Es gibt viele Förderungen und Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber – sie zu kennen ist auf jeden Fall ein Vorteil.

Für Unternehmen ist es natürlich attraktiv, das Behinderteneinstellungsgesetz zu erfüllen und auch von Förderungen zu profitieren. Das kann auch ein gutes Argument für den Bewerber mit Behinderung sein. Durch Unterstützungsleistungen, Steuererleichtungen etc. wird ein behinderungsbedingter Mehraufwand ausgeglichen. Gut vorbereitet kann man auch hier wieder einen kompetenten Eindruck hinterlassen und Falschinformation entgegenwirken.