Die Frage der Sonntagsöffnung in Wien stellt ein echtes Dilemma dar: Einerseits ist es absurd, dass die Bundeshauptstadt tausenden betuchten Touristen an einem Tag, an dem die Stadt besonders viele Besucher hat, keine Chance zum Einkaufen gibt. Wien braucht diese Einnahmen, und es braucht auch all die Gäste, die oft lieber shoppen als Museen besuchen.

Aber eine allgemeine Öffnung der Geschäfte am Sonntag würde den Handel mehr kosten als bringen und wird von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt (auch von diesem Blogger). Ganz Wien kann sicherlich nicht als Touristenzone gelten.

Bis zum Verfassungsgerichtshof

So bleibt nur eine Teilöffnung der Geschäfte als Lösung übrig. Allerdings wirft das schwerwiegende Fragen der Gleichbehandlung auf, die wohl bis zum Verfassungsgerichtshof führen würden. Warum sollen etwa Händler auf der Mariahilfer Straße am Sonntag aufsperren dürfen und die in den Nebenstraßen nicht? Warum Gerngross und Steffl schon und die Lugner-City nicht?

Eine Abgrenzung der Touristenzone darf daher keinen Anschein der Willkür aufweisen, sondern muss einer zwingenden oder zumindest überzeugenden Logik folgen. Und da gibt es meiner Meinung nach nur eine Lösung: Die Innere Stadt ist Touristenzone, der Rest der Stadt ist es nicht.

Alle mit einer 1010-Postleitzahl

Das schließt alle Adressen mit einer 1010-Postleitzahl ein, also Geschäfte auf beiden Seiten des Rings bis zur Lastenstraße. Hier sind die meisten Hotels und Touristenströme, und bei einer solchen Lösung entstehen keine Diskussionen, warum der eine darf und der andere nicht. Die Lugner-City hat vieles zu bieten, aber sie liegt nicht im 1. Bezirk.

Weil das manchen Händlern ein zusätzliches Geschäft bringt, um das andere dann umfallen, braucht es einen Ausgleichsmechanismus. Die Läden, die am Sonntag aufsperren, sollten neben den verpflichtenden Aufschlägen für ihre Angestellten auch eine umsatzabhängige Abgabe zahlen.

Fonds zu Förderung des Handels

Das Geld könnte in einen Fonds fließen, der die Entwicklung von Einkaufsstraßen in der ganzen Stadt fördert. Auf diese Weise würden alle Händler vom Mehrgeschäft am Sonntag profitieren.

Und da die Zahl der Handelsunternehmen in der Innenstadt schon allein aus räumlichen Gründen beschränkt ist, wären relativ wenige Arbeitnehmer von der Sonntagsarbeit betroffen. Damit müssten auch die Gewerkschaften leben können. (Eric Frey, 26.8.21015)