Wien – Sensibilität für das Groteske konnte man in den Filmen des Italieners Matteo Garrone schon immer verspüren. Nur ansatzweise in Gomorrha (2008), seiner gefeierten Adaption von Roberto Savianos Camorra-Buch, doch der früher entstandene L'imbalsamatore (2002) über einen kleinwüchsigen Tierpräparator zeigte deutlich das Talent eines Fantasten.

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In Das Märchen der Märchen hat Garrone nun alle Möglichkeiten der Ausmalung sonderbarer Kreaturen und Leidenschaften, basiert der Film doch auf Giambattista Basiles berühmter Märchensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Der Film erzählt drei davon – Geschichten über unermessliches Begehren und Sehnen sowie darüber, dass manche Wünsche besser nicht in Erfüllung gehen.

Freilich leben Märchen gerade davon, dass sie ihren Weg zur Moral üppig auszustatten verstehen: Ein König (Toby Jones) hält sich einen Floh, der die Größe eines Schlauchbootes annimmt. Der Kinderwunsch eines Königspaares führt zu einer unerfreulichen Verdoppelung. Und in der wohl besten Episode verknallt sich ein liebestoller Souverän (Vincent Cassel) in ein altes Weiblein, die daraufhin ihre Haut jugendlich glatt zu klammern versucht.

Es sind aberwitzige, unheimliche, auch komische Geschichten, die Garrone in seiner ersten internationalen Produktion auftischt. Sein Sinn für ausstatterische Details ist ungebrochen. Doch angesichts all der Opulenz ist es der Realitätsbezug, der einem wieder ein wenig zu fehlen beginnt. (kam, 26.8.2015)