Wie er da stand, inmitten der enthusiasmierten Dirndlundlederhosenmasse, in Jeans und Trachtenjanker, da hat er zunächst fast dreingeschaut, als wär's ihm unbequem. Als tät ihm die rockjodelig aufgeheizte Stimmung im Kitzbüheler Stadion nicht wirklich behagen.

Als täten ihm die Lieder des "Botschafters unserer ländlichen Heimat" (Andreas Gabalier über Andreas Gabalier) nicht so recht ins Herzerl einfahren. Ausgerechnet die Musik jenes Volkshelden, der "aus tiefster Überzeugung von unserem Landleben, der kitschigen Natur, der geselligen Herzlichkeit, die uns ausmacht (...), erzählt und schwärmt", wie Gabalier sein eigenes Wirken beschreibt.

Doch er? Während die bedirndelten Frauen vor ihm schon ihre Arme zum Schunkeln in die Höhe rissen, stand er noch immer verdächtig ruhig da. Schaute skeptisch um sich.

Bis seine sichtlich unskeptische Frau bei "I sing a Liad für di" ihn emotional mitriss. Da wachelte nun auch er mit den Armen – locker, als bedrohte man ihn mit einer Pistole. Da ging auch er in die Knie, um bei der Welle für den Lederhosenmusiker nicht aus dem massenphänomenalen Rahmen zu fallen. Das letzte Bild von ihm, das uns die Seitenblicke erhaschen ließ, zeigte Karl-Heinz Grasser schon angepasst: mitklatschend und tänzelnd.

Ja, war man versucht, unkorrekt zu denken, ja, der Mann dürfte schon gestraft sein. Und beinahe hätte sich Mitleid eingeschlichen. Beinahe. (Renate Graber, 25.8.2015)