Das Team von Phono: Stefan Salcher und Adrian Jandl.

Foto: Romy Sigl

Phono trifft in Lokalen aber auch bei Privatveranstaltungen die perfekte Musikauswahl.

Foto: Victor Hanacek

Musik hat das Potenzial, mit rhythmischen Klängen, berührenden Texten und großartigen Stimmen weltweit Menschen miteinander zu verbinden. Mit Phono, einem angehenden Startup von Stefan Salcher (20) und Adrian Jandl (20), werden nun bald auch verschiedenste Musikgeschmäcker verknüpft. Die beiden jungen Salzburger arbeiten an einem System, um die Musikauswahl in Lokalen automatisch an die Gäste anzupassen. Eine App analysiert dazu die bevorzugte Musik und erstellt ein Nutzerprofil.

Kooperative Musik

"Wir haben bemerkt, dass das Potenzial der digitalen Vernetzung in einem Punkt überhaupt nicht genutzt wird – beim gemeinsamen Musikhören", erzählt Stefan. "Uns ist das auf Hauspartys aufgefallen, wenn sich Leute um die Musik streiten." Aber auch in der Gastronomie gibt es dasselbe grundlegende Problem: Es kann – wenn überhaupt – nur der Musikgeschmack einiger weniger Gäste berücksichtigt werden. "Dadurch ist die Idee der kooperativen Musik entstanden", erklärt Stefan.

Perfekte Musikauswahl

Die Technologie hinter Phono, mit der die perfekte Musikauswahl für eine Gruppe herausgefunden wird, basiert auf zwei Systemen. In einem ersten Schritt erstellt ein Nutzer mit einer App ein Musikprofil. Dafür werden bereits vorhandene Daten – darunter Facebook-Likes, Spotify-Wiedergabelisten und die lokale Musikbibliothek – herangezogen. Ein Algorithmus, an dem die beiden angehenden Jungunternehmer aktuell arbeiten, findet anschließend Gemeinsamkeiten und wählt die passende Musik aus.

Dynamische Wiedergabeliste

Diese von Phono automatisch erstellte Wiedergabeliste ist dabei keine statische Playlist, die wie bei einer CD Track für Track abgespielt wird. Viel mehr wächst die Wiedergabeliste und passt sich dynamisch den Gästen an. Außerdem wird Phono die Möglichkeit für Musikwünsche bieten. Je mehr Nutzer sich ein spezielles Lied wünschen, desto höher wird es in der Wiedergabeliste gereiht. Einen ersten Ausblick auf diese Funktion bietet ein Prototyp der Phono-App, der kostenlos in Google Play angeboten wird.

HTL-Maturaprojekt

Stefan betont, dass Phono nicht nur für den kommerziellen Bereich in der Gastronomie geeignet ist, sondern auch auf privaten Veranstaltungen die Aufgaben eines DJs übernimmt. Überhaupt war das Projekt, als es vor zwei Jahren an der HTL Salzburg entstand, auf den privaten Bereich ausgelegt. "Als Maturaprojekt war die kommerzielle Richtung für uns noch gar nicht sichtbar. Wir wollten ein tolles System für Hauspartys entwickeln, das die Musikauswahl besser macht", so Stefan.

Förderprogramm AWS First

Die ursprüngliche Idee der Salzburger wurde vor allem im letzten Jahr weiter geformt. Phono nimmt als eines von zehn Projekten am Startup-Förderprogramm AWS First des Austria Wirtschaftsservice teil. Dort wurde ihnen mit Andreas Pongratz ein erfahrener Mentor zur Seite gestellt, sie bekommen wichtiges Hintergrundwissen vermittelt und erhalten finanzielle Unterstützung. "Man sagt, dass neun von zehn Startups scheitern", erklärt Stefan. "Mit dem bei AWS First gelernten Know-how kann man diese Zahl glaube ich stark ins Positive ändern."

Kooperationen im Musikbusiness

Neben dem bereits erwähnten Algorithmus für die Phono-Technologie arbeiten Stefan und Adrian aktuell an Kooperationen mit Rechteinhabern, Plattenfirmen und Streaming-Diensten. Denn die Musik bei Phono soll nicht lokal gespeichert sein, sondern aus der Cloud übertragen werden. Die Kontakte im Musikbusiness wurden ihnen von ihrem Mentor vermittelt. Das Feedback bei den Gesprächen sei dabei sehr unterschiedlich. "Manche sind sehr, sehr offen für unsere Ideen", erzählt Stefan.

Kommerzielles Musikstreaming

Vieles hänge nun davon ab, wie diese Verhandlungen ausgehen. Ziel von Phono wäre es, Musikstreaming für kommerzielle Kunden im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Bisher gibt es ein solches Angebot nicht. "Wir sind sicher, dass einige Plattenfirmen den langfristigen Wert darin erkennen werden", zeigt sich Stefan positiv über die Verhandlungen. Im privaten Bereich gibt es mit Spotify, Deezer oder Napster zwar mehrere Streaming-Anbieter, deren Schnittstellen sind aber auf eine nichtkommerzielle Nutzung ausgelegt.

Pilotphase

Bis Oktober sollen die Verhandlungen abgeschlossen und der Phono-Algorithmus einsatzbereit sein. Anschließend ist geplant, in einigen Lokalen für sechs Monate eine Pilotphase zu starten und Feedback einzuholen. "So etwas müssen wir in einem Markt oder mit einem Produkt, das gänzlich neu ist, machen", erklärt Stefan. Außerdem stehen dann eine Unternehmensgründung sowie die Suche nach Investoren an. Nach dem Sieg in der Kategorie idea.goes.app bei Jugend Innovativ im letzten Jahr und dem Interesse mehrerer Eventveranstalter ist das Team überzeugt: "Das System ist wirklich für den Markt geeignet, es gibt eine Nachfrage." (Martin Wendel, 08.2015)