Sing-, Kämm- und Liebesspiele: Mozarts "Die verstellte Gärtnerin" (Donaufestwochen Strudengau).

Foto: Reinhard Winkler

Schnitzlers "Reigen" am Semmering.

Foto: Julia Wiggers

Kameltheater in Kernhof ("Die Hochzeit des Sultans").

Foto: Lackinger

"Monsieur Ornifle" vom Ensemble Porcia in Spittal/Drau.

Foto: Marco Riebler

"Die stillen Nächte des Ludwig Rainer" beim Steudltenn Festival im Zillertal.

Foto: Christian Wind

Wien – Es klagen die großen Festivals: Seit Jahren schmelze die Subventionshilfe der öffentlichen Hand dahin, immer heikler würde die Situation. Ob Salzburger oder Bregenzer Festspiele, es geht um Sparen, Schrumpfen oder zumindest um die Hoffnung, keinen Flop zu bauen, der einen in finanzielle Abgründe stürzt. Die sich ihrem Ende zuneigende Sommerfestivalsaison vermittelt auf regionaler Ebene scheinbar ein anderes Bild. Es existieren kleine, nette Festivals sonder Zahl – dieser Markt boomt. Theater, Konzerte und Oper florieren, und selbst tierische Mimenkunst ist Teil des Angebots. Das Kameltheater im niederösterreichischen Kernhof, das nun nach elf Jahren das Stück Die Hochzeit des Sultans durch Ich bin ein Star ersetzt hat, lässt die Gedanken der stolzierenden Theaterkamele durch bekannte Stimmen (etwa jene von Kabarettistin Angelika Niedetzky) hörbar werden. Und hat Erfolg.

Nicht ganz so skurril, aber trotzdem exotisch mag die Idee anmuten, Theater in einem umfunktionierten Stadl zu spielen. Das Festival Steudltenn wagt ebensolches im Zillertal. Seit fünf Jahren spielt man dort Bekanntes, aber auch eigens Produziertes wie heuer Die stillen Nächte des Ludwig Rainer, ein der Erfolgsgeschichte des gleichnamigen Zillertaler Musikers gewidmetes Stück.

Daneben werden auch Gäste (Nikolaus Habjan, Maschek usw.) eingeladen, und es wird Theater für junges Publikum gespielt. Die künstlerischen Leiter Hakon Hirzenberger und Bernadette Abendstein wollten Theater in einer Gegend etablieren, die sonst als weißer Fleck in der Kulturlandschaft gilt. Das Publikum dankt es mit Zustrom: Im letzten Jahr kamen 11.000 Zuseher in die "Tenn", heuer waren es ob des umfangreicheren Spielplans gar 13.000. Wie aber lassen sich in so vermeintlich kleinem Rahmen 86 Vorstellungen auf die Bühne bringen?

Großteil aus Kartenverkauf

Der Großteil der budgetären Mittel werde aus den Kartenverkäufen bestritten, erklärt Hirzenberger. Was Land, Bund und Tourismus beisteuern, sei "beschämend wenig".

Diese Probleme sind auch beim Kultursommer Semmering bekannt, wo der neue Intendant Florian Krumpöck sehr bescheidene Subventionen (25.000 Euro) geerbt hat. Krumpöck musste mit eigenem Geld aushelfen, wird voraussichtlich aber ohne Verlust abschließen. Das ist nur deswegen möglich, weil viele der Künstler "sehr entgegenkommend" seien. Im nächsten Jahr hofft man auf höhere Förderungen vom Land. Schafft man den Umstieg zur GmbH, dann soll ein noch breiteres Programm geboten werden.

Das Land Niederösterreich unterstützt auch die Festspiele Berndorf, der Großteil der Mittel werde aber aus Kartenverkäufen lukriert – heuer fanden 15.000 den Weg in die Stadtgemeinde. "Damit können wir für die nächsten zwei Jahre planen", versichert Helga Hejduk vom Kulturamt Berndorf.

Die Donaufestwochen Strudengau in Oberösterreich stehen stabil da. Das allerdings auch nur dank vieler Freiwilliger, die unbezahlt 2500 Arbeitsstunden leisten. Ein unverzichtbarer Beitrag, wie der Präsident des Kulturforums Walter Edtbauer meint. Das Budget beläuft sich auf rund 150.000 Euro, 48.000 davon steuert die öffentliche Hand bei, 30.000 kommen von privaten Sponsoren.

Im Reichenauer Thalhof, der von den neuen Besitzern revitalisiert und künstlerisch neu adaptiert wurde, funktioniert es ebenfalls nicht ohne Mäzen, so Intendantin Anna Maria Krassnigg: "Die Familie Rath unterstützt uns mit unglaublichen Konditionen." Vom Land Niederösterreich gab es für die Sommersaison eine verbindliche Zusage über 60.000 Euro. Der Gemeindebeitrag sei hingegen irrelevant.

Alle Künstler versichert

Mit größeren Beträgen hantiert Angelica Ladurner, die seit dem Vorjahr das Ensemble Porcia in Kärnten leitet (vormals Komödienspiele). Jährlich bringt sie sechs große Komödien heraus, das entspricht in etwa dem Pensum einer städtischen Mittelbühne. "Dennoch habe ich nur ein Viertel des Backstage-Personals vergleichbarer Häuser", so die Intendantin, die mit ihrem Budget aber auskommt. Das sechs Wochen dauernde Festival erhält 190.000 Euro vom Land Kärnten, 27.000 Euro vom Bund und 100.000 von der Stadt Spittal. "Alle Künstler sind ab dem ersten Einschnaufen versichert", so Ladurner.

Aufregend ist das Fördergebaren schon: "Vor zwei Jahren wurden unsere Subventionen reduziert", so Ladurner, "heuer dann nochmals, und kurz vor Probenbeginn gab es einen Auszahlungsstopp. Ich wusste nicht, ob ich produzieren kann. Da waren aber schon 50 gültige Verträge unterzeichnet!" Das Abenteuer Sommertheater erweist sich – nicht nur in Kärnten – bei allem Erfolg auch als einigermaßen gewagt. (Ljubiša Tošić, Florian Kutej, Margarete Affenzeller, 25.8.2015)