Mit einem Migrantenanteil von fast 30 Prozent galt Nørrebro lange Zeit als der Problembezirk von Kopenhagen. Um das soziale Klima zu verbessern, beschloss die Stadtregierung, einen bestehenden Park komplett auf den Kopf zu stellen. Das Ergebnis überrascht nicht nur optisch, sondern zeigt auch, wie die Identifikation mit dem Herkunftsland helfen kann, einen Stadtteil spürbar zu verbessern.

Wer hier im Kopenhagener "Superkilen"-Park auf den Bus wartet, der kann lange warten, denn die einzige Funktion der Bushaltestelle aus Kasachstan besteht darin, den Besuchern ein Stückchen alte Heimat zurückzubringen. Erdacht wurde das Konzept von der dänischen Bjarke Ingels Group (BIG), den deutschen Landschaftsarchitekten Topotek1 und der dänischen Künstlergruppe Superflex.

Foto: Michael Hierner

Diese Idee wird im gesamten Park auf die Spitze getrieben: ein Bushaltestellenschild aus Jordanien, Poller aus Ghana und eine Rutsche aus der Ukraine – warum eigentlich nicht? Die bewusste Kulturinvasion besteht aus insgesamt 108 Objekten aus mehr als 50 Ländern – inklusive Österreich.

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Der Name "Superkilen" leitet sich aus der Form des Parks ab. "Kilen" bedeutet auf Dänisch "Keil" – und genau einen solchen treibt der Park auf 2,5 Kilometer Länge durch den Bezirk. Den Beginn markiert der "Rote Platz" im südlichen Teil.

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Hier befinden sich nicht nur Neonschilder aus China, Russland und den USA, sondern auch Schaukeln aus dem Irak, Bänke aus dem Iran oder ein Klettergerüst aus Indien. Ebenfalls zu finden sind hier die "Nørrebrohallen" – eine ehemalige Straßenbahnremise, die nun kulturell genutzt wird.

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Auch auf den offiziellen Nationalsport der Thailänder wurde nicht vergessen, und so findet man auch einen echten "Muay Thai"-Boxring im Park. Gleich dahinter: zwei silberne Tanzstangen, an denen die Darbietungen der Akrobaten im Chinesischen Nationalzirkus nachgemacht werden können.

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Der zweite Teil des Park besteht aus dem "Schwarzmarkt". Schwarz ist hier allerdings nur der Teer am Boden, der mit unzähligen weißen Linien bemalt wurde. Sie schlingen sich verspielt um weitere Exponate aus aller Welt.

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Neben einem Doppelsessel aus Mexiko befindet sich hier auch ein Brunnen aus Marokko. Seine Sternenform ist ebenso symbolisch wie der grüne Mond im Logo von Dr. Senas Zahnarztpraxis aus Katar.

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Besonders beliebt bei Kindern ist der japanische Oktopus. Die Skulptur aus Fiberglas wurde vor Ort gebaut und ist eine Kopie, dessen Original in Tokio steht.

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Im gesamten Park laden zahlreiche Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Darunter runde Parkbänke aus Brüssel, die auch an die ehemaligen Bänke in der Wiener Kärntner Straße erinnern. Wer beim Sitzen auch denken will, kann an den original bulgarischen Schachtischen Platz nehmen.

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Der dritte Teil von "Superkilen" ist ein grüner Park. Neben der sportlichen Betätigung steht hier vor allem die Entspannung im Vordergrund. Selbst der Hügel am südlichen Beginn ist symbolisch: Er wurde mit Erde aus Palästina angeschüttet.

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Typisch russisch ist der blau-gelbe sechseckige Pavillon. Zur Zeit der Sowjetunion wurden ähnliche Formen auch als Wartehäuschen bei Bushaltestellen verwendet.

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Ein weiterer Pavillon bringt Südstaaten-Flair in den Park. Hier befindet sich auch eine Schaukel aus Afghanistan. Um den dänischen Sicherheitsbestimmungen gerecht zu werden, musste die Länge der Ketten verkürzt werden.

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Auf dem betonierten Sportplatz befinden sich neben Wurfkörben aus Somalia und Miniaturtoren aus Syrien auch originale Straßenlampen aus Österreich. Sie waren einst in der Nähe der Wiener Moschee aufgestellt.

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Anfang und Ende von "Superkilen" markieren ein vier Meter hoher spanischer Stier sowie ein Werbeschild aus Rochester mit einem überdimensionalen Donut.

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"Wir hatten in Nørrebro große Probleme mit Bandenkriminalität und Vandalismus, viele fühlten sich in diesem Stadtteil unsicher. Seit der Eröffnung des Parks im Jahr 2012 sank die Kriminalität spürbar, und die Bewohner begannen ihren Bezirk wieder neu zu entdecken. Diese Belebung des öffentlichen Raums hat dazu geführt, dass er wieder sicherer wurde und sich viele Migranten nun auch tatsächlich mit ihrem Wohnort identifizieren", erklärt Morten Kabell von der Kopenhagener Stadtplanung. (Michael Hierner, 24.8.2015)

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