Allzu oft leidet das heimische Kino an veganer Auszehrung. Man betrachtet blutleere Filme und bekommt nichts Ordentliches zwischen die Zähne. Da fügt es sich hervorragend, dass in den Seitenblicken des ORF die Premiere des Blunzenkönigs angezeigt wurde.

In diesem heimischen Problemfilm droht einem greisen Fleischhauer, gespielt von Karl Merkatz (85), der Verlust seines Lebenssinns. Der Wurststation, die er liebevoll betreut, soll der Saft abgedreht werden. Sein Sohn, also sein eigen Fleisch und Blut, möchte Gäste künftig mit Biokörnern laben.

Die heimischen Ernährungsmoden sind undankbar. Ohne den Verkauf fetten Fleisches hätte es schließlich auch keinen Fleischhauer Bockerer gegeben. Was wäre ohne die Franz-Antel-Filme aber aus der Lebenslüge geworden, die Österreicher hätten auch in der finstersten Nazi-Zeit das Herz am rechten Fleck getragen, indem sie brav ihre Pflicht erfüllten und am Hackstock ausharrten? Wer Schweine bluten lässt, kann kein ganz schlechter Mensch sein.

leobauer

In eine ähnliche, wenn auch politisch unverfängliche Richtung ging denn auch der Tenor der cinephilen Blunzenkönig-Gäste. Darstellerin Inge Maux will laut eigener Auskunft zu einer wirklich guten Blutwurst keinesfalls Nein sagen. Kleinkünstler Reinhard Nowak weiß am Fleisch dessen Vielseitigkeit zu schätzen. Man kann es braten oder dünsten, und man kann je nach Lust und Laune einen Hasen oder ein Krokodil verzehren.

Das eindrucksvollste Fleischplädoyer lieferten die Seitenblicke anschließend gleich selbst. Gezeigt wurde Festspiel-Salzburg, wo man gerade einen alten Opernschinken von Gluck weichkochte. (Ronald Pohl, 21.8.2015)