Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Integrationslandesrätin Doris Kapmpus (SPÖ) präsentierten am Freitag Kurt Kalcher (Mitte) als ersten Flüchtlingskoordinator der Steiermark.

Foto: steiermark.at/schuster

Graz – Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und die für Flüchtlingsfragen zuständige Sozial- und Integrationslandesrätin Doris Kampus haben am Freitag den neuen Flüchtlingskoordinator Kurt Kalcher präsentiert. Die Stelle eines Koordinators für Asylfragen ist neu. Der Koordinator selbst ist aber in der Steiermark wohlbekannt: Kurt Kalcher war viele Jahre lang Leiter der Fachabteilung für Katastrophenschutz und Landesverteidigung und ist als Krisenmanager mit starken Nerven und guter Kommunikator bekannt.

21 Tage Pensionist

Bei der Pressekonferenz mit Schützenhöfer und Kampus meinte Kalcher scherzhaft: "Sie kennen mich weitläufig als Katastrophenhofrat". Der eigentlich gerade erst pensionierte Kalcher wolle "dem Land etwas zurückgeben", denn er durfte in seiner Arbeit immer das tun, was er gerne getan habe, und habe "dabei genügend Erfahrung im Krisenmanagement" gesammelt. "Ich bin jetzt 65 und den 21. Tag in Pension. Aber heute habe ich mich im Geist von zu Hause verabschiedet, denn wenn ich etwas mache, mache ich es ganz."

Landesrätin Kampus gab bekannt, dass auch zwei weitere Stellen im Flüchtlingsreferat geschaffen werden. Bei Kalcher sollen künftig aber alle Schienen zusammenlaufen. Er werde die ihm gut bekannten Organisationen Rotes Kreuz und Feuerwehren mit NGOs wie Zebra und Jugend am Werk, aber auch der Caritas und der Diakonie vernetzen. Zudem soll er das Gespräch mit den Gemeinden und ihren Bürgermeistern führen.

Derzeit 6282 Betreuungsplätze

Die Steiermark erfüllte ihre Quote bei der Flüchtlingsbetreuung bereits zu 100 Prozent, ist nun aber wieder bei 90,5 Prozent. Das soll sich in den nächsten Wochen ändern, so Kampus. Derzeit sind 6282 Menschen in Betreuung. 400 Plätze sollen jetzt dazukommen, bis Jahresende zusätzlich weitere 200.

180 Plätze gebe es bereits, die auch aus logistischen Gründen noch leer stünden.

In den Gemeinden sei "das Gespräch für den sozialen Frieden unersetzlich", sagte Schützenhöfer – viele Bürgermeister, die zuerst ablehnend waren, würden im Nachhinein berichten, dass es keine Probleme gebe. Wenn es aber nicht anders gehe, seien sowohl Kampus als auch Schützenhöfer "für ein Durchgriffsrecht".

"Wir brauchen jetzt einen nationalen Schulterschluss", so Schützenhöfer, der sich sicher ist: "Die Nächstenliebe ist bei uns nicht ausgestorben." Es brauche aber ebenso "faire Flüchtlingsquoten für alle europäischen Länder". In der Steiermark gebe es viele "gute Menschen", die täglich anriefen und auch kleine Quartiere für nur eine Familie anbieten, so der Landeshauptmann.

Schützenhöfer: "Kein Spalt in der Bevölkerung"

Er sehe "noch keinen großen Spalt in der Bevölkerung", der Zenit des Angstschürens sei bereits überschritten.

Kampus appellierte, jedes noch so kleine Quartier anzubieten. Sowohl Kampus als auch Schützenhöfer betonten, dass die Steiermark ihre Quote bisher ohne Massenquartiere erfüllt habe, auch ohne Zelte und Container. Das werde weiter angestrebt. Schützenhöfer meinte als Anspielung auf die im Frühjahr in anderen Bundesländern aufgestellten Zeltlager und die großen Zuwächse der FPÖ in der Steiermark: "Die Landtagswahl haben wir dank der Zelte verloren." Kampus betonte im Hinblick auf die Suche nach kleinen geeigneten Quartieren, als Integrationslandesrätin müsse sie auch "daran denken, dass diese Menschen nicht nur drei Tage bleiben".

Leitung des Flüchtlingsreferats vakant

Der künftige Flüchtlingskoordinator tritt seinen Dienst am 1. September an. Er wird dem Flüchtlingsreferat des Landes unterstellt sein, dessen Leitung derzeit übrigens vakant und intern ausgeschrieben ist. Kalcher zeigte sich am Freitag zuversichtlich, obwohl er wisse: "Bürgermeister kann man nicht einladen, zu den Bürgermeistern fährt man. Sie sprechen eine ganz besondere Sprache, und die muss man können."

Auch das Europäische Forum Alpbach will das Gespräch mit den Bürgermeistern in Sachen Asylkrise suchen: Am 4. September lädt der Präsident des Forums, Franz Fischler, engagierte Bürgermeister zu einem Vernetzungstreffen. (Colette M. Schmidt, 21. 8. 2015)