Hellmuth Karasek macht Werbung für Ikea.

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Wien – "Was fehlte dem Buch, wenn es ein schöngeistiger Roman wäre?", fragt Hellmuth Karasek. Seine Antwort: "Alles." Als einer der einflussreichsten Literaturkritiker im deutschsprachigen Raum hat Karasek schon viele Bücher rezensiert. Ein Novum ist der Ikea-Katalog.

Mit 220 Millionen gedruckten Exemplaren hat der Katalog eine Auflage, von der andere nur träumen können. Besprochen wurde er noch nie. Ikea Schweiz wollte das ändern und hat den Literaturkritiker für eine Werbekampagne engagiert, angeblich ohne inhaltliche Vorgaben zu machen.

Karasek habe den Katalog "nach seinem Gutdünken und nach den gleichen Maßgaben rezensiert, wie er das bei anderen Werken der Belletristik zu tun pflegt", heißt es. Das Ergebnis ist ein knapp fünfminütiger Clip, der am Freitag online gestellt wurde. Kreiert hat ihn die Agentur Wirz aus Zürich.

"Es ist ein möblierter Roman"

Und so kommen aus Karaseks Munde schöne Sätze wie: "Es erzählt viel, ist aber vollgemüllt. Es ist ein möblierter Roman." Und: "Die Personen müssen sich zwischen die Möbel drängen. Sie kommen selten zu Wort. Sie reden kaum zusammenhängend."

Am Ende fällt sein Urteil milde aus, auch wenn anspruchsvolle Literatur anders aussehe: "Aber es wäre genauso gut, wenn man ein Buch mit Postleitzahlen nach fehlenden Personen absuchen würde."

Dass sich das 81-jährige ehemalige Mitglied des "Literarischen Quartetts" von Ikea als Werbefigur vor den Karren spannen lässt, sorgt nicht nur für Begeisterung ob des PR-Coups und Karaseks Selbstironie, sondern vereinzelt auch für Kritik. Die ersten Reaktionen reichen von genial bis peinlich. (omark, 21.8.2015)

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