Zofingen/Ittigen – Die Werbeallianz von Ringier mit der SRG und der Swisscom hat zu einem Eklat im Schweizer Medienmarkt geführt: Ringier tritt aus dem Verband Schweizer Medien aus, weil dieser die Pläne harsch kritisierte.

SRG, Swisscom und Ringier haben – wie berichtet - Anfang Woche über ein neues Gemeinschaftsunternehmen informiert: In einer neuen Firma wollen sie die Vermarktung ihrer Medienangebote und Werbeplattformen bündeln. Diese soll sich auf die stark verändernden Bedürfnisse von Werbeauftraggebern und Schweizer Medien ausrichten.

Am darauf folgenden Tag wurden laut Ringier-Mitteilung von Donnerstag anlässlich einer Klausurtagung des Präsidiums des Verbandes Schweizer Medien (VSM) "intensive Diskussionen" über die geplante neue Vermarktungsorganisation geführt.

Werbeverbot

In diesen Diskussionen habe der VSM faktisch ein Werbeverbot für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) gefordert. "Dies ist eine Radikalforderung, hinter der Ringier nicht stehen kann", wird Ringier-CEO Marc Walder in der Mitteilung zitiert. "Deshalb treten wir mit sofortiger Wirkung aus dem Verband aus." Er bedaure den aufgrund der Haltung des Verbandes "unausweichlichen Austritt".

Zwar bedauert auch der VSM den Austrittsentscheid von Ringier, hält ihn aber für folgerichtig. Er sei die logische Folge, nachdem Ringier, die SRG und das Telekomunternehmen Swisscom in der Vermarktung zusammenspannen. Dies teilte der Verband am Donnerstag mit.

Er übt im Weiteren vor allem Kritik an der geplanten neuen Firma. Das Joint Venture verzerre den Wettbewerb in der Medienbranche zusätzlich, heißt es.

Bund greife in Wettbewerb ein

Es gehe nicht an, dass der Bund über die mit der Mediensteuer finanzierte SRG und die mehrheitlich von der Eidgenossenschaft gehaltene Swisscom mit dieser neuen Vermarktungsfirma dazu beitrage, in den bereits verzerrten Wettbewerb im Medienbereich einzugreifen.

Auch sei es bedauerlich, dass dies zusammen mit einem der größten privaten Medienhäuser der Schweiz erfolge. Gerade weil die globalen Herausforderer wie Google und Facebook einen wachsenden Anteil am Werbemarkt abschöpften, sei es elementar, dass der Bund über die SRG und die Swisscom nicht die Existenzgrundlage der privaten Medien schwäche.

Der VSM befürworte eine SRG, die sich auf ein demokratierelevantes Medienangebot konzentriere, das ohne sie fehlen würde. "Werbeeinnahmen sind für dieses Angebot nicht notwendig", heißt es in der Mitteilung.

Kerngeschäft

Zudem soll sich die SRG auf ihr Kerngeschäft – Radio und Fernsehen – beschränken. Und öffentlich finanzierte Service-public-Inhalte sollen allen traditionellen und neuen Medienanbietern, die sie weiterverbreiten wollen, zur Verfügung stehen.

Das Medienunternehmen Ringier mit Hauptsitz in Zürich gibt weltweit über 120 Zeitungen und Zeitschriften heraus, in der Schweiz unter anderem den "Blick". (APA/sda, 21.8.2015)